Altstadtherbst: Schulchor meistert Brahms
Die Chöre des Görres-Gymnasiums und der Andreaskirche beeindrucken in der Tonhalle.
Düsseldorf. Für die Chöre des Görres-Gymnasiums und der Andreaskirche bedeutet der Auftritt in der Tonhalle einen gewaltigen Aufstieg - von der Kirche in einen großen Konzertsaal, wo sich sonst Weltstars die Klinke in die Hand geben.
Und diese Spielstätte auszuwählen, erweist sich als Glücksgriff. Denn "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms, das nun gemeinsam mit den Westdeutschen Symphonikern unter der Leitung des bekannten Musiklehrers und Dirigenten Ulrich Brall aufgeführt wird, bedarf aufgrund seiner klanglichen Komplexität einer transparenten Akustik.
Die mehr als 100 Chorsänger finden nicht ausreichend Platz, so dass die Görres-Jugend einen nicht gerade geringen Teil des Orchesterpodiums bevölkert und man sich mit den ein wenig bedrängten Symphonikern arrangieren muss.
Ulrich Brall ist seit 1971 an solch vokales Massenaufgebot gewöhnt, doch mit der neuen Spielstätte muss auch er sich noch vertraut machen. Viel Probenzeit am Aufführungsort blieb nicht, allein der Nachmittag musste genügen. Aber das Ergebnis konnte sich wahrlich hören lassen. Selbst der schwierige Chor-Einsatz an einer neuralgischen Stelle im sechsten Stück, "Denn wir haben hie keine bleibende Statt", gelingt. Zwar gibt es ein paar kleine Unsicherheiten, doch fliegt nichts wirklich auseinander.
Vor allem die spezifische Tonsprache des Werks kommt zum Ausdruck, keine Selbstverständlichkeit bei jungen Sängern. Im Interview gab Brall bereits zu verstehen, keine Bedenken zu haben, einen Schulchor mit dem "Deutschen Requiem" zu betrauen. Junge Menschen fänden einen Zugang zum Thema "Tod in Freiheit", unbeeindruckt von Zwängen und Ängsten.
Die Sänger, Anke Krabbe (Sopran) und Franz Gerihsen (Bariton), erwiesen sich als solide Solisten. Vor allem die Sopranistin zeigte Souveränität bei ihrer heiklen Arie "Ihr habt nun Traurigkeit"und begeisterte in der Tonhalle.