Oper setzt auf Uraufführungen

Vier neue Werke wurden für die Düsseldorfer Oper geschrieben. Premiere ist im Juni.

Düsseldorf. „Kinder, schafft Neues!“, forderte Richard Wagner einst. Dies’ weit auslegbare Postulat reklamieren insbesondere deutschsprachige Opernhäuser gerne für sich, auch wenn ihr Repertoire meistens im Musealen verharrt. Manche Intendanten finden es ja schon revolutionär, von einfallsreichen Regisseuren Wagner und Verdi gegen den Strich bürsten und den Werken konkrete Bezüge zur heutigen Zeit andichten zu lassen.

Aus Wagners Perspektive des romantisch Kreativen können mit „schafft Neues“ freilich nur Neukompositionen gemeint sein. Dem will die Rheinoper ein Jahr vor Wagners 200. Geburtstag anscheinend gerecht werden und vergibt gleich vier Kompositionsaufträge: an Anno Schreier, Helmut Oehring, Hauke Berheide und einen Komponisten, dessen Namen Intendant Christoph Meyer gestern noch nicht nennen wollte. Begründung: Der Vertrag sei noch nicht unterschrieben.

Mit Jörg Widmanns Oper „Das Gesicht im Spiegel“, die zu Beginn von Meyers Intendanz am Rhein erstaufgeführt wurde, hatte man nur die neue Version eines andernorts uraufgeführten Werkes ans Haus geholt. Die gestern präsentierten neuen Auftragskompositionen werden nun aber tatsächlich in Düsseldorf uraufgeführt.

Los geht es am 14. Juni mit Schreiers „Mörder Kaspar Brand“ nach Motiven von Edgar Allan Poe. Der 1979 geborene Schüler Manfred Trojahns, der unter anderem an der hiesigen Robert-Schumann-Hochschule studierte, und Librettist Philipp Neumann wollen Einblicke in die Psyche eines Mörders geben.

Am 8. März des Wagner-Jahres 2013 wird eine Oper rund um Wagner aufgeführt: „Sehnsucht Meer oder Vom fliegenden Holländer“. Das Werk stammt von dem 1961 in Ostberlin geborenen Helmut Oehring, dem Sohn gehörloser Eltern und kompositorischer Autodidakt. „Ich will Wagners Holländer-Vision ins Jetzt ziehen“, sagte der Komponist, der bereits als Bauarbeiter und Friedhofsgärtner gearbeitet hat, gestern. Er kombiniert die volle Wagner-Besetzung samt Solisten, Chor und Orchester mit Live-Elektronik und E-Gitarre.

Der Düsseldorfer Hauke Jasper Berheide, stammt, wie Schreier, ebenfalls aus dem Trojahn-Umfeld. Erst im Januar wurde seine Kinderoper „Der kleine Häwelmann“ in der Tonhalle uraufgeführt. Derzeit arbeitet er in der Villa Massimo Rom an seinem Auftragswerk für die Oper.