Pfarrer Hancks große Passion
Eine Auswahl von Kunstwerken aus der kostbaren Schenkung ist im Museum Kunstpalast zu sehen.
Düsseldorf. In der Kölner Kunst-Station Sankt Peter wurde der Düsseldorfer Akademieprofessor Siegfried Anzinger aus Sorge vor einer „blasphemischen Auslegungsweise christlicher Werte“ zurückgepfiffen und seine Ausstellung abgesagt. Der Neusser Pfarrer Wolfgang Hanck ist genauer im Beobachten von Kunst. Er kaufte nicht nur 26 Werke des genialen, ironischen Zeichners und Aquarellisten, sondern auch Blätter aus den Grenzbereichen des menschlichen Lebens.
Das wird jetzt in der Ausstellung „Aus Passion“ deutlich, die den vom Freundeskreis finanzierten Bestandskatalog begleitet. Beides ist ein Dankeschön für eine Schenkung von 1800 Werken ans Museum Kunstpalast.
Der katholische Theologe ist mutig, und er hat Kunstverstand. Als er am 29. Februar 1988 das erste Blatt — einen Christuskopf von Herbert Falken — kaufte, entsprach der Kauf noch den beruflichen Eigenschaften eines Theologen. Aber was danach geschah, passt kaum ins Klischee eines frommen Mannes. Er erstand von Andreas Slominski eine grob aus Holz und Maschendraht gezimmerte Falle mit Köder. „Fallstricken, Täuschung und Tarnung haben viel mit dem menschlichen Leben zu tun“, erklärt er seine Wahl. Ihn interessierte etwa, wie Nan Goldin auf ihren Fotos Menschen inmitten von Drogen am Abgrund zeigt, oder Marlene Dumas, die den Körper des Menschen fast aus dem Papier rutschen lässt.
Das Salär eines Pfarrers ist für einen Sammler wertvoller Kunst nicht berauschend, manches Blatt stotterte er ab. Vieles kaufte er zu einem Zeitpunkt, als etwa Rosemarie Trockel noch nicht die Nummer Vier in der Weltspitze des Kunsthandels einnahm. Erst, als er im Jahr 2003 ein Haus erbte, durften es auch Gemälde und Skulpturen sein. Die Zeichnung in Öl, Aquarellfarbe oder Graphit lag ihm jedoch auch weiterhin am Herzen. In diesen spürte er die Spontanität, die Experimentierfreude und die Lust des Künstlers am Tun besonders stark.
Angefangen hatte Hanck als Religionslehrer am Neusser Quirinus-Gymnasium, wo er Abbildungen für den Unterricht suchte. Einstige Schüler wie der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe erinnern sich, wie er „aus den Bildern etwas herauslas“, wie er ohne kunsthistorische Sprechblasen beschrieb, was er sah. Hanck entdeckte Martin Assig und kaufte die in sich ruhende, betende Maria, die so viel Kraft ausstrahlt. Nun, da die Sammlung abgeschlossen ist, widmet er sich neuen Themen und will dabei gleich zwei Düsseldorfer Museen beschenken.
“ Die Ausstellung läuft bis 12. August im Museum Kunstpalast, Ehrenhof. Öffnung Di, Mi, Fr-So 11-18, Do bis 21 Uhr. Der Bestandskatalog unter Federführung von Gunda Luyken erfasst 1800 Arbeiten und kostet 29,50 Euro.