Posaunen verkünden das Jüngste Gericht

Die Kantorei Oberkassel glänzte in der voll besetzten Auferstehungskirche mit Verdis Requiem – einem vielstimmigen Inferno.

Düsseldorf. Giuseppe Verdis "Messa da Requiem" besitzt von jeher ungeheure Anziehungskraft, die Messe lockt mehr Besucher als mancher Bach, Mozart oder Beethoven. Kein Wunder, dass die Auferstehungskirche an der Arnulfstraße ausverkauft war, als Thorsten Göbel mit seiner Kantorei Oberkassel Verdis Opus Magnum aufs Programm setzte. Musikalische Verstärkung kam von der Schwelmer Kantorei (Einstudierung: KMD Sabine Horstmann) und der Vogtland-Philharmonie Greiz/Reichenbach.

Drei Chor-Sektionen verteilten sich auf Altarbereich sowie links- und rechtsseitige Empore. Und die Posaunen (als Verkünder des Jüngsten Gerichts) positionierten sich hinten an den beiden Eingangstüren des Kirchenraums. Beim "Dies irae", dem "Tag des Zorns", wirkte auf den Hörer also ein quadrophones Inferno ein, das aufgrund der nur mäßigen Größe und guten Akustik der Kirche enorme Schallstärken erreichte.

Kantor Thorsten Göbel erwies sich einmal mehr als versierter Koordinator komplexer Ensembles und Gestalter starker Spannungsbögen. So entstand eine technisch solide und musikalisch mitreißende Aufführung. Die Chöre glänzten durch saubere Intonation und differenzierte Wiedergabe der mal gebetsartig ruhigen, mal opernhaft dramatisch komponierten Passagen. Auch die schwierige a-cappella-Stelle im 1. Satz gelang tadellos: Beim heiklen Übergang zwischen den rein chorischen und rein orchestralen Akkorden zeigt sich nämlich, ob die Vokalisten die Tonhöhe halten konnen, oder etwas absacken. Es kann peinlich wirken, wenn der Orchestereinsatz wie eine Tonhöhen-Korrektur erscheint. Hier bestand man aber die Nagelprobe mit Bravour.

Vier erfahrene Opernsänger und Mitglieder renommierter Häusern sorgten für gehobene gesangssolistische Leistungen. Vor allem die Mezzo-Sopranistin Sophia Bart betörte mit dunkel leuchtendem Timbre und eloquentem Vortrag. Auch Thorsten Grümbel (Bass) ließ mit seinen kraftvoll-sonor gesungenen Soli keinen Wunsch offen. Tenor Corby Welch verstand sich besonders auf lyrische Momente, hatte aber zuweilen Intonationsprobleme. Sylvia Koke (Sopran) hatte mit dem großen Schluss-Satz "Libera me" eine sehr exponierte Partie zu singen. Souverän bewältigte sie die technisch anspruchsvollen Passagen, wenn sich auch das Timbre in hohen Lagen entfärbte und leichte Schärfen aufwies.