Premiere: Höhenflug und Absturz – das Leben mit „Siebzehn“ als Kampf
Junges Schauspielhaus zeigt Drama über das Teenager-Leben.
Düsseldorf. "Mit 17 hat man noch Träume, / da wachsen noch alle Bäume / in den Himmel der Liebe", heißt es in einem unschuldigen Schlager von 1965. "Ich mag dich, aber ich werde nichts tun, um dir das zu beweisen", ist das Harmloseste, was Marla in "Siebzehn" zum Thema zu sagen hat.
Das Stück, verfasst von Juliane Kann und inszeniert von Daniela Löffner, führt bei der heftig umjubelten Uraufführung am Jungen Schauspielhaus in einen Mikrokosmos aus emotionalem Wirrwarr, sozialer Inkompetenz und sexuellen Träumen.
Es ist eine atemlose Jagd zwischen Anerkennung, Ablehnung, Zuneigung; eine Suche - nach sich selbst und einem verlässlichen Partner an der Seite. Ein Suchen und Finden, das zu einer einzigen Schlacht gerät.
Claudia Kalinski, verantwortlich für Bühne und Kostüme, hat dazu eine mandarinenfarbene Kampfbahn aufgebaut. In dieser Arena ringt Hauptperson Marla (Viola Pobitschka) rund um ihren 17.Geburtstag mit ihrem Leben. An ihrer Seite Matti (Thiemo Schwarz) und sein Kumpel Moritz (Alexander Steindorf).
Die Jungen besuchen regelmäßig Mattis alleinerziehende Mutter Sophie (Sina Ebell) in der Klinik, wo sie als Krankenschwester arbeitet - und klauen Medikamente. Dankbare Abnehmerin für Valium und Antidepressiva ist Marla - "weil ich Angst vor meinen Träumen habe".
Nach außen ist Marla tough und unangreifbar, jeder Satz von ihr ist latente Provokation. Doch so hart sie anmutet, ihr fehlt eine "heile Welt", in die sie sich zurückziehen kann. So inszeniert sie für sich rauschhafte Partys - die ihr oft unbeschwerte Höhenflüge, aber oft auch gnadenlose Abstürze bescheren.
Es wird geschrieen, getobt und geheult, kaum ein Satz kommt ohne ein "Fick dich!" aus. Spektakulär eine Boxszene in Zeitlupe und eine alberne Tanz-Interpretation von "Time of my life". Doch das Stück endet versöhnlich. Wie im Traum. Wellenrauschen ist zu hören, Möwengeschrei.
Alles ist sanft und gut und ruhig. Ob das die Ruhe vor dem Sturm als weitere Runde im Lebenskampf oder wirklich ein glückliches Ende sein soll - wer weiß das schon als 17-Jährige im Sturm des Lebens.