40 Jahre Junge Schauspielhaus Publikum feiert Jubiläumsstück „Die besseren Wälder“
Mit der Premiere von „Die besseren Wälder“ begeht das Junge Schauspielhaus sein 40-jähriges Bestehen.
Düsseldorf. Mitten in seiner Laudatio zum 40-jährigen Bestehen des Jungen Schauspielhauses setzt sich Bühnenautor Martin Baltscheit eine Löwen-Perücke auf und verstellt die Stimme in Richtung fauchende Raubkatze. Gerade noch hatte er das Hohelied auf Theaterleiter Stefan Fischer-Fels gesungen, da wendet er sich kämpferisch an alle, die Verantwortung tragen für Gedeih und Verderben des Hauses.
Mit rauer Löwenstimme beendet er seine Lobrede über das Junge Schauspielhaus: „Versaut es nicht, sonst komme ich wieder — und fresse euch alle.“ Künstler und Politiker waren gekommen, um das Jubiläum der Institution zu feiern, die vor 40 Jahren während der Intendanz von Günther Beelitz (der im Publikum saß) als Kinder- und Jugendtheater gegründet und Mitte der 90er Jahre in „Junges Schauspielhaus“ umgetauft wurde und seine bauliche Heimat an der Münsterstraße fand.
Baltscheit war einer von vielen Laudatoren — von Kultur-Staatssekretär Bernd Neuendorf über die Intendanten Wilfried Schulz und Stefan Fischer-Fels bis Oberbürgermeister Thomas Geisel, der selber schon des Öfteren mit seiner Familie Gast des Theaters war. Baltscheits Rede war aber die persönlichste und amüsanteste. Er fand auch anerkennende Worte für die Regie. Nicht immer sei er von Inszenierungen überzeugt: „Manchmal sitze ich in der Uraufführung meiner Stücke und denke: ‚Wer hat denn diesen Schund geschrieben?’“ Doch die Premiere von „Die besseren Wälder“ habe ihm ausnehmend gut gefallen. „Du unglaublich genialer Hund!“ rief er Regisseur Robert Neumann zu. „Ich fühle den Text erfüllt - und darüber hinaus.“
Das Premieren-Stück, mit dem das Jubiläum eingeläutet wurde, ist wieder einmal eine dramatische Tier-Fabel: Eine Wolfs-Familie auf der Flucht in „bessere Wälder“ mit mehr Schafen und Lämmern wird erschossen bis auf ein Wolfs-Baby, das mangels Kräften zu weit zurückgeblieben ist. Gefunden wird es ausgerechnet von einem Schafs-Ehepaar mit Kinderwunsch. Das junge Raubtier wird nun zum Pflanzenfresser erzogen — sogar mit Erfolg. Der Wolf im Schafspelz verliebt sich gar in ein junges weibliches Schaf. Doch Herkunft und Vergangenheit holen den jugendlichen Wolf irgendwann ein.
Die Handlung passt in die heutige Zeit, die geprägt ist von Flucht und das Aufeinanderprallen verschiedener Lebenswelten. „Es kommt nicht darauf an, woher wir kommen, sondern wohin wir gehen und mit wem“ — so lautet ein zentraler Satz des Jugend-Theaterstücks, dessen Inszenierung nicht auf raffinierte Illusionseffekte setzt, sondern auf einfache Mittel mit wenig Staffage.
Das Spotlicht fällt ganz auf die Schauspieler in teilweise wechselnden Rollen. Bernhard Schmidt-Hackenberg spielt den Schafs-Ziehvater ebenso überzeugend wie die alte Wölfin, und Alessa Kordeck wechselt munter zwischen Figuren wie Schafs-Mutter und Gans.
Eine starke Leistung bot auch Kilian Ponert in der Rolle des jungen Wolfs, der ein Schaf sein soll. Ponerts Spiel wirkt intuitiv und besitzt das gewisse Etwas, das Schauspieler zu geheimnisvollen Wesen macht. Es gab starken Beifall nach der restlos ausverkauften Premiere.