"Schwanensee" im Opernhaus: Romantischer Bühnenzauber
Das Moskauer Stanislawsky-Ballett gastiert mit Tschaikowskys „Schwanensee“. Dazu spielen die Düsseldorfer Symphoniker.
<strong>Düsseldorf. Die opulente Bildersprache mit Felsen, moosgrüner Vegetation, dämmrig blauem Gewässer und einem Palastsaal von Gold und Brokat, illuminiert von einer Armada an Kronleuchtern, weiß nichts von modernem Ballett mit seinen Bemühungen, Antworten auf heutige Fragen zu finden. Ältere Besucher fühlen sich an vergangene Zeiten erinnert, jüngere erleben solch romantischen Bühnenzauber vielleicht zum ersten Mal, kennen Vergleichbares nur aus Walt Disneys Traumfabrik. Sie ist teilweise ein halbes Jahrhundert alt, die Choreografie zu Peter Tschaikowskys "Schwanensee", mit der das Moskauer Stanislawsky-Ballett derzeit im Opernhaus gastiert. Die Gestalt des 1. und 3. Akts basiert auf der Produktion des Choreografen Vladimir Burmeister aus dem Jahr 1953. Allerdings war es damals revolutionär, was das Stanislawsky-Ballett aus Tschaikowskys Klassiker machte, denn die Choreografie-Hoheit des "Schwanensee" oblag einst dem Bolschoi-Theater, und dort duldete man keine Erneuerung.
Originell sind die Einfälle nicht, aber sie verstärken die Emotionalität
Die Choreografie, die nicht nur von Burmeister stammt, sondern auch von Lew Iwanov und Pjotr Gusev, zeichnet sich durch eine sehr starke Partiturbezogenheit aus. Wenn der schwarze Schwan Odile, zum Verwechseln ähnlich mit dem weißen Schwan Odette, mit einem schicksalshaften Sprung in den Armen des Prinzen Siegfried landet, geschieht dies punktgenau zu einem dunklen Moll-Akkord. Solche Einfälle mögen nicht besonders originell sein, verstärken aber zuverlässig die Emotionalität der Ballettgattung. Zu den verzaubernden Momenten gehört der Auftritt der Schwäne im schneeweißen Tutu und stuckartiger Kopfbedeckung. Die schwebenden und federnden Bewegungen, die der Gravitation enthoben scheinen und so perfekt zum zarten Tschaikowsky-Rhythmus passen, führen so ziemlich genau das vor Augen, was jemand imaginiert, wenn er an "Schwanensee" denkt. Die Tänzer glänzen mit jener technischen Brillanz, für die das russische Ballett berühmt ist, wenn auch nicht jede Pirouette ganz und gar mühelos erscheint. Der groß gewachsene Georgi Smilewski als Prinz Siegfried und die sich elegant bewegene Tatjana Tschernobrowkina in der Doppelrolle Odette und Odile bilden ein expressives Traumpaar. Klangsinnlich und vehement musizieren die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung des jungen russischen Dirigenten Felix Korobov.Kooperation
Restkarten: Für die Aufführungen des Balletts "Don Quixote" am 8. und 9. November gibt es nur noch wenige Karten. Informationen: Tel. 0211/8 92 52 10.
Städtepartnerschaft: Anlässlich der 15-jährigen Partnerschaft zwischen Düsseldorf und Moskau findet der Austausch der beiden Ballett-Compagnien statt. Im April 2008 macht das Ballett der Rheinoper seinen Gegenbesuch in Moskau mit "Sacre du Printemps" und "Romeo und Julia".