Sissi Perlinger im Savoy: Auf dem Weg zur Ex-Singlefrau
Sissi Perlinger singt, tanzt und stöckelt durch ihr neues Programm im Savoy.
Düsseldorf. Sich zwei Stunden lang das Lamentieren eines frustrierten Singles anzuhören, ist nicht jedermanns Sache. Insbesondere wird sich jeder Mann vor so einem Sermon hüten, wenn dieser auch noch von einer dem Liebesentzug verdrossenen Frau vorgetragen wird. Es sei denn, selbige heißt Sissi Perlinger und inszeniert sich und ihr havariertes Vie d’amour unter dem Titel "Singledämmerung" in einem bunt aufgedrehten Abend im Savoy Theater.
Gut drei Viertel des Saals sind mit Zuschauern gefüllt, die sich diese Alternative zum Markttreiben in der Innenstadt gesucht haben. Und Frau Perlinger lässt sich nicht lange bitten.
Den ersten Blick ins frontal zurechtgelegte Dekolleté gibt es bereits innerhalb der ersten fünf Minuten. Und es soll nicht der Letzte sein, entledigt sich Sissi P. doch ebenso schnell ihres Bademantels im Tigerfell-Look, um den Blick auf schwarzen Body, Netzstrumpfhose und schwarze Highheels freizugeben.
Im Laufe des Abends soll sie nur noch selten zu einer Garderobe greifen, die die laaangen bajuwarischen Beine der 45-Jährigen wirklich verhüllt. Im Gegenteil - stehen knappere Kleidungsstücke im Raubkatzen-Dessin während ihrer "unbe-Mann-ten" Mission hoch im Kurs.
Und so stöckelt, singt, tanzt und spielt sich die selbsternannte Kaiserin Sissi der Hupfdohlen durch die dramatischen Wandlungen und Handlungen, die die Suche nach dem perfekten Gegenstück offenbar so mit sich bringt.
Ob als grazil geschmeidige Tänzerin mit Tigerkrallen-Handschuhen oder im roten Schlangendress und zentimeterlang hervorstechenden Plastikbrustwarzen, Sissi Perlinger beleuchtet die vielen Facetten der gesuchten Liebe mit ebenso schillerndem Kostümaufwand.
Ihre Forschungen auf dem Weg zur Ex-Singlefrau führen sie von falschen Freundinnen, der "Zyankali-Britta", über bayerische SPD-Parteitage, bei denen die nach Zuneigung dürstenden Frauen auf mindestens ebensolche Männer treffen, bis hin zu schwäbischen Selbsthilfegruppen, deren Glücksrezept aus "Mach-Dich-Stark-Quark", "Nichts-kann-mich-schocken-Flocken" und "Luderzucker" besteht.
Derart bekalauert, fällt es zunächst auch nicht auf, dass Sissi Perlingers zweistündiger Kommentar zum Leben ohne Partner hinter der grell-überkandidelten Darstellung doch ziemlich brav ausfällt. Die a bisserl schlüpfrigen Anspielungen auf die libidinöse Unterversorgung und das frivole Abwägen von Kopf, Herz, Bauch und Genitalien bei der Männersuche sind unterhaltsam und mit großer Kunstfertigkeit und Wandelbarkeit dargestellt.
Gleichwohl beackern sie ein bereits gut bestelltes Feld. Die ewig erfolglose Suche nach der Vereinbarkeit der Geschlechter haben andere mittlerweile schon schärfer und treffsicherer formuliert.