Sommerfrische in Galerien
Kunst kennt keine Ferien. Das zeigt der Rundgang auch durch die Neuzugänge.
Der Zuzug neuer Galerien hält an. Von Wirtschaftsflaute oder Ferienstimmung ist nichts zu spüren. Hier gibt es ein paar Empfehlungen:
Ryo Kato ist Meisterschüler des Kult-Künstlers Daniel Richter, und auf den ersten Blick sieht man Gemeinsamkeiten: Lehrer wie Ex-Schüler üben Kritik an der Welt, aber Kato liebt überbordende Motive. Da kotzt die Katze, ist der Leopard nur noch Fellhülle, sitzt der Affe auf einem Pulverfass oder läuft durch ein Reststück Wald. Teufel, Masken und Gespenster und ein Pferd ohne apokalyptische Reiter schieben sich durch die Szenen. Ein blutendes Buch, ein Hamburger mit Dolch, dampfende Industrie-Schlote und gestrandete Vögel gibt es auf den Explosionsbildern.
Cecilienallee 39, do + fr 18 bis 21, sa 11 bis 15 Uhr
Poesie und Schmerz von Marzena Skubatz im Kunstradar Sonja Lehnert fühlt sich als "Starterin" für Nachwuchskünstler. Die Kommunikationsberaterin will der kreativen Jugend nach der Akademie eine Chance in ihrem Kunstradar geben. Wie beim Radargerät soll die junge Kunst aus dem Verborgenen ans Tageslicht kommen. Sie beginnt mit Marzena Skubatz, die in ihren Bild-Paaren Porträts, Landschaften oder Stoffe kombiniert. Das Foto einer Frau mit blauem Auge hängt neben einem zerknautschten Tuch, auf dem die Blessuren entstanden sein könnten. Die weiteren Bilder zeigen die Frau in Kombination mit einem zart-schönen Blütenstängel. Schmerzhaftes und Poetisches sollen wie im Traum oder wie in einer Erinnerung zusammenkommen.
Oberbilker Allee, bis 14.11., do + fr 11 bis 19, sa 13 bis 16 Uhr; danach ist die Galerie wegen Mutterschaftsurlaubs vorübergehend geschlossen.
Pop-Ikonen von Mel Ramos in der Galerie Eikelmann Classics Mel Ramos (74), eine der wenigen noch lebenden Pop-Größen Amerikas, lässt kühl-erotische Blondinen oder schwarzhaarige Damen im Adamskostüm vor Schokoriegeln, Zigarren oder Dunkins posieren. Seit 1965 stellt er seine Pin-up-Girls neben Werbe-Objekte wie die Coca-Cola-Flasche, die McDonalds-Tüte oder den Golfball von Titleist. Dem Zeitgeschmack entsprechend sind die Akte mal pummelig wie "Miss Fruchtsalat" von 1965/1990 oder schlank wie die aktuelle "AC-Annie" mit der Zündkerze. Die coolen Schönen reiten auf einer Havanna wie auf dem Hexenbesen, strecken die Beine aus dem Martini-Glas oder schmiegen sich an Ketchup-Flaschen. Ein Sommer-Spaß.
Dominikanerstraße 11, bis 29.8., di-fr 11-19,sa 10-15 Uhr
Eine kunstvolle Bombe zum Jubiläum von plan.d. Die Produzentengalerie plan.d wird von einer kleinen Gruppe getragen, in der Maler, Bildhauer, Webmaster, Designer, Fotografen, Architekten und ein Happening-Künstler agieren. Sie ist gut vernetzt. Der Tusche-Künstler Soon-Ho Cho stammt aus Seoul und wird über die Galerie Kunstdoc vermittelt. Die elf "Produzenten" zeigen zugleich eigene Editionen, Jyrg Munter erotische Briefmarken, Peter Clouth farbenfrohe Computerzeichnungen. Zum zehnjährigen Bestehen lobt die Produzentengalerie unter dem doppelsinnigen Thema "Bombe" einen Kunstpreis aus, wobei sie auf Motive zur Bombendrohung wie zur Bombenstimmung hofft. Den Siegern winken Ausstellungen.
Dorotheenstraße 58, bis 16.8., Preisverleihung mit Party 21.8., sa 17-20, so 15-18 Uhr
Sandra Voets und Luka Fineisen im Oberkasseler Off-RaumTabea Langenkamp und Andreas Schön präsentieren in ihrem Off-Raum "dok25a" Luka Fineisen und Sandra Voets Installationen, Video-Arbeiten, Daumenkino und wunderbare Zeichnungen. Sandra Voets bewahrt die Anziehsachen ihres Sohnes seit dem Baby-Alter auf dem Speicher auf. Nun hängen Strampler und Jäckchen an den Wänden, schieben sich unter die Decke, reihen sich am Boden auf und suggerieren eine merkwürdige Poesie. Nichts ist verfremdet oder eigens hergestellt. Es ist, als habe das Kind seine jeweiligen Hüllen abgeworfen, die nun für die Kindheit und das Vergehen der Zeit sprechen. Im Nebenzimmer lässt Luka Fineisen auf einer großen Metallwanne Honig quackern, der sich unter der Hitze zu einer fiktiven Landschaft verwandelt und allmählich karamellisiert.
Düsseldorfer Straße 25a, Termine nach Vereinbarung, Rufnummer 0172/3990034 (Langenkamp)
Vor einigen Jahren wäre eine Blumen-Ausstellung ein Ding der Unmöglichkeit. Zu dekorativ, zu unkritisch, zu flach. Für Ines Taube, die in der Werbung gearbeitet hat, bevor sie ihre Galerie eröffnete, ist dies kein Problem. Ihr sommerliches Potpourri in Ölfarbe oder Aquarell vereint die verschleierten Blüten des "Nebelmalers" Conrad Sevens und die scheinbar schockgefrorenen Blüten der Rissa-Schülerin Karin Planker, die ihre Motive unter dicke Polyesterschichten steckt. Claudia Keller überträgt ihre Fotos rund um Schloss Benrath in glasklare Traumbilder. Lothar Taube hält sich an Akrobaten im Roncalli-Zirkus, Gehrybauten und Trompeter in der Johanniskirche. Besonders einprägsam ist Stanislava Shchegolkovskas kolossale Blütenpracht, Liubov Barykinas zart hingetupfter Blumenteppich und Julia Schwarzmanns Bilder in Ölfarbe und Ölkreide, die durch ihre formale Strenge überzeugen.
Blücherstraße61, bis 15.9., di-fr 15- 19, sa 11-15 Uhr