Kammerkonzert Den musikalischen Kern zauberhaft entdeckt

Düsseldorf · Das Trio mit Star-Klarinettistin Sabine Meyer entzückte mit Beethoven und Zemlinsky in der Tonhalle.

Klarinettistin Sabine Meyer, Pianist Bertrand Chamayou und der Cellist Daniel Müller-Schott begeisterten in der Düsseldorfer Tonhalle mit ihrer Klangkultur.

Foto: Susanne Diesner

So sehr der Mendelssohn-Saal in der Düsseldorfer Tonhalle seine Aura entfalten kann, wenn großformatige Werke mit stattlichen Orchestern vom Podium hinauf in die blau-silbrige Kuppel steigen, so sehr kann der Saal auch einen wunderbaren Fokus – indes einen großzügig geräumigen und dadurch luftig atmenden – auf Kammermusik vertragen. Wie auf einer von den zauberhaftesten klanglichen Blumen und Pflanzen bewucherten Insel auf dem hölzernen Meer des Bodens des Podiums versammelten sich diesmal drei überragende Interpreten, um ihre Kunst dem Publikum in hoch konzentrierter und zugleich souverän unaufgeregter Weise zu Füßen zu legen.

Sabine Meyer, Bertrand Chamayou und Daniel Müller-Schott interpretierten Beethoven und Zemlinsky und boten mit ihrer Musiksprache, die sich ganz trefflich an die in der Musik liegende Idee, den hinter den Noten versteckten und hin und wieder hervorlugenden Kern, fügte, sie schön in Szene setzte, mal hell, mal etwas zurückhaltend beleuchtete.

Sowohl bei dem „Gassenhauer-Trio“ op. 11 von Beethoven als auch bei dem noch nicht oder doch schon spätromantischen Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier d-Moll op. 3 von Zemlinsky, beflügelte man die Musik mit raffinierter technischer Perfektion, die aber nie Selbstzweck war und durchdringender, niemals zu subjektiv gefärbter Draufsicht auf die Motive und Themen. Jene geben sich die Ehre, fließen in Meyers Spiel wie sanftester Blütensaft, der nicht zu süßlich ist und dennoch blumig duftet, umschmeicheln Cello und Piano. Dabei changieren die drei zwischen Einheit und Individuum, wie es sich für eine dialogische Kammermusik-Interpretation gehört. Hierdurch bekommt Zemlinskys Sprache, die bisweilen fast ein bisschen zu sehr an Brahms erinnert, eine leidenschaftliche und dennoch nicht zu vergoldete Zugkraft.

Zauberhaft, wie Meyer zwischendurch, sanft lächelnd, vielleicht sogar auch mal etwas verschmitzt in das Publikum blickt, ihren Oberkörper leicht Richtung Zuhörer drehend, als wolle sie ohne Wort sagen: Schaut her, jetzt kommt etwas ganz famoses. Und das Famose ist aber hier nicht ihr über jeden Zweifel erhabenes Spiel, sondern der kleine feine interpretatorische Schlenker, der pure Bogen oder der sanfte Akzent, den sie in Beethoven oder Zemlinsky erspürt und schließlich in Klang transformiert.

Doch nicht nur die zwei Trios entzückten jeweils auf ihre Art, mit zum Teil beflügelten, manchmal etwas gewöhnlicheren Momenten. Auch als Duo begeisterte Cellist Müller-Schott mit Chamayou bei der Interpretation von Beethovens Sonate op. 102/1. Übrigens: ein Stück, das so frisch und modern klingt, dass der Zemlinsky fast alt aussah.