Kunstakademie Düsseldorf plant Gartenkunst Eine akademische Feier mit dem Chihuahua namens Casanova

Düsseldorf · Kunstakademie-Rektor Karl-Heinz Petzinka berichtet über seine Pläne in der Tradition des Bauhauses.

 Der kleine Chihuahua namens Casanova spielt den großen Markus Lüpertz bei einer Performance zum Semesterbeginn in der Kunstakademie.

Der kleine Chihuahua namens Casanova spielt den großen Markus Lüpertz bei einer Performance zum Semesterbeginn in der Kunstakademie.

Foto: Helga Meister

Akademische Feiern in der Kunstakademie laufen nach einem Schema ab. Der jeweilige Rektor lobt den Freiraum der Hochschule und appelliert an die Begeisterungsfähigkeit der Studenten, die „Tiefe eines Kosmos“ zu ergründen. So sagte es Rektor Karl-Heinz Petzinka am Montag in der voll besetzten Aula. Doch diesmal wurden seine Worte karikiert: Ein kleiner Chihuahua namens Casanova nahm auf dem Rednerpult Platz, und ein „Akademia Kollektiv“ sang eine alte Rede von Markus Lüpertz, die sich noch etwas hochtrabender anhörte. Außer Spiel und Spaß gab es aber auch Neuigkeiten.

Werkstätten für Gartenkunst und Textilkunst sind geplant

Karl-Heinz Petzinka will sein Haus breit aufstellen. Dazu sind jede Menge neuer Werkstätten nötig. Es kommt  eine Textilwerkstatt, arbeiten doch die ersten Studenten mit Vorhängen, Tüchern und Kleidungsstücken. O-Ton des Rektors: „Die Studenten machen Flächenkunst aus Textilien, wie im Bauhaus. Es ist interessant, wie sich das Neue mit dem Alten mischt.“

Zur Foto- und zur Videowerkstatt soll eine digitale Werkstatt hinzukommen. Petzinka plant sie als offenes Angebot, das jeder Student nutzen kann. Diesen Labor soll die bestehenden Werkstätten unterstützt.

Völlig neu ist eine „urban gardening-Klasse“, die sich mit Gartenkunst beschäftigt. Gedacht ist an „Pflanzenformationen mit künstlerischen Intentionen“. Petzinka stellt sich Experimente mit „Form und Pflanze“ vor.

Er will aber nicht nur neue Werkstätten bauen, sondern bestehende ausbauen: „Wir haben keine vernünftige Holzwerkstatt, keine Steinwerkstatt, keine Metallwerkstatt und keine gut ausgestattete Kunststoff-Werkstatt. Die Gusswerkstatt und die Keramikwerkstatt müssen neu überdacht werden.“ Und wieder taucht das Bauhaus auf, wenn Petzinka im WZ-Gespräch sagt: „Die Hände-Arbeit ist für mich das Gegenteil der digitalen Welt. Dafür brauche ich eine hervorragende Ausstattung, so dass die Studierenden experimentieren können. Bisher fehlen dazu die Möglichkeiten. Die Werkstätten sollten ein Gegenmodell zur modernen Welt sein.“ Eine Kommission sei einberufen, um die Planungsziele für die Campus-Erweiterung interaktiv zu entwickeln.

Baukunst-Studenten werden mit der RWTH Aachen verlinkt

Rektor Petzinka steht als Professor für Baukunst vor dem Problem, dass die Architektur-Studenten nur den Beachelor haben und als Abschluss einen Absolventenbrief erhalten, mit dem sie nichts machen können. Sie können am Eiskellerberg keinen Master machen, der die Kammerzulassung garantiert. Nun ist eine Zusammenarbeit mit der Rheinisch-Westfälischen TH Aachen geplant. Petzinka erklärt: „Die Fächer Energie, Bauphysik und technischer Hausbau müssen in Aachen absolviert werden. Im Gegenzug dürfen zehn Studenten aus Aachen bei uns Entwurf machen.  Die Kammerzulassung steht kurz bevor.“

Jeder Professor hat ab sofort 20 Studenten in seiner Klasse

Spannend sind die Zielvereinbarungen der Akademie mit der Kultur- und Wissenschaftsministerin. Vereinbart wurde die Aufnahme von jeweils 65 Studenten im Jahr. Gebildet werden 24 Professorenklassen, zu denen die der Baukunst hinzukommen. Keine Klasse soll mehr als 20 Studenten haben. In der Vergangenheit gab es  zwischen 5 und 50 Studenten pro Klasse. Das gehört der Vergangenheit an.

Drei neue Professoren für Malerei und Bildhauerei sind berufen

Dirk Skreber, der einstige Meisterschüler von Alfonso Hüppi, kehrt als Star ans Haus zurück, er gewann einst den Preis der Nationalgalerie. Er gehört zu den besten und intelligentesten Malern der Welt. Seine Motive sind cool. Er pflegt die Welt nicht durch die romantische Brille zu sehen, sondern subversiv zu hinterfragen.

Von der Kunstakademie Nürnberg wechselt die Malereiprofessorin Katharina Wulff nach Düsseldorf. Sie studierte Ballett, arbeitete beim Film und Theater und studierte später Malerei in Berlin. Der Kurator Veit Loers widmete ihr soeben eine Ausstellung im Haus Mödrath, wobei auch Architekturen aus Mosharabia-Wänden und ornamentale Zedernholztüren zu sehen waren. Die Künstlerin wohnt in Berlin und Marrakesch. Viele ihrer Bilder sollen von Anachronismen oder stilistischen Kontrasten geprägt sein.

Der Belgier Koenraad Dedobbeleer ist als Bildhauer ein Allround-Talent, macht er doch Objekte, Installationen und Fotografien.