Stefan Fischer-Fels ist zurück in Düsseldorf Stefan Fischer-Fels: „Junges Schauspiel ist eine boomende Branche“
Stefan Fischer-Fels ist wieder da. Er leitete von 2003 bis 2011 schon einmal das Theater an der Münsterstraße.
Düsseldorf. Dieser eine Wasserhahn klemmt ein bisschen. Das tat er schon, als Stefan Fischer-Fels vor 13 Jahren das Kindertheater an der Münsterstraße als Leiter übernahm. 2011 ging er als neuer Chef zum Grips-Theater nach Berlin. Jetzt ist er wieder da; und der Wasserhahn klemmt immer noch. „Daran merke ich, wie wahnsinnig vertraut mir das Haus ist.“ Er läuft voran, öffnet Türen und zeigt mit freudiger Aufregung: In jedem Raum, auf der Bühne und sogar vor der Tür wird geprobt, gearbeitet und vorbereitet — Tag und Nacht. Fischer-Fels nennt es die totale Überforderung. „Aber genau so wollen wir das.“
Allein im September gehen im Jungen Schauspiel — wie das Theater jetzt offiziell heißt — drei Premieren über die Bühne: „Meine Schwester Sheherazade“ für Zuschauer ab sechs Jahren, „Natives“ ab 14 Jahren und „Unterm Kindergarten“ ab drei Jahren. Zudem hat die neue Bürgerbühne mit dem Café Eden im Foyer einen festen Ort gefunden. Es öffnet ab 19. September immer montags von 15 bis 22 Uhr für Geflüchtete und Bewohner Düsseldorfs.
Ist Fischer-Fels nicht gerade in seinem neuen alten Büro, flitzt er mit seinem Fahrrad durch die Stadt. Zum Zelt an der Kö, wo Ende September „In 80 Tagen um die Welt“ gezeigt wird und er für die Dramaturgie verantwortlich ist. Zum neuen Probenzentrum an der Ronsdorfer Straße. Oder zum Central am Hauptbahnhof, wo sich jeden Donnerstag das neue Ensemble und die Intendanz trifft — zum Kennenlernen, Austauschen und heimisch werden. Das Schauspielhaus am Gründgens-Platz ist ja noch bis voraussichtlich Mitte 2018 geschlossen. Es ist ein neuer Geist, der mit der Intendanz von Wilfried Schulz eingezogen ist. „Wir denken und entscheiden miteinander. Das ist die allergrößte Freude“, sagt Fischer-Fels, der als „Spezialist für junges Theater“ ins Team geholt wurde, aber über die Grenzen seines Hauses in Rath wirkt. Der Wasserhahn stört ihn dabei kein bisschen. „Das Haus ist in einem besseren Zustand als zu meiner ersten Zeit. Es ist besser ausgestattet und vieles, wofür ich damals gekämpft habe, ist inzwischen verwirklicht.“
Längst nehme man das Junge Schauspiel ernst, schätze neben Schulvorstellungen auch den Abendspielplan. Fischer-Fels: „Bundesweit sind Junge Schauspielhäuser eine boomende Branche. Es hat da eine große Aufwertung gegeben.“ Sie stehen für niedrigschwellige Angebote und erreichen Zuschauer, die nicht selbstverständlich den Weg ins Theater finden, erklärt er.
Und andererseits hätten viele Produktionen mit avantgardistischer Ästhetik überzeugt. Düsseldorf ist da ein gutes Beispiel. In Zeiten schlechter Zuschauerzahlen sorgte diese Sparte für ausverkaufte Vorstellungen. Gerade erst wurde das Stück „Der Junge mit dem Koffer“ für den Faust nominiert, den wichtigsten deutschen Theaterpreis. Und er selbst? Hat ihn die Zeit in Berlin verändert? „Ich bin heute anders, und Düsseldorf ist auch anders“, sagt Fischer-Fels. Hier versuche die Politik noch zu gestalten, ergänzt er ein wenig hauptstadtmüde.
Geprägt hätten ihn in Berlin die heftigen Auseinandersetzungen in der Flüchtlingsdebatte. Migration und Integration, da verstehe er Theater als Gedankenlabor. „Die Fragen an die Demokratie werden härter. Was können wir uns leisten, das ist auch für Kinder zunehmend eine wichtige Größe.“ Um Antworten zu suchen, setzt er auch auf die Autoren und Regisseure aus dem Ausland, Fischer-Fels hat sich ein großflächiges Netzwerk aufgebaut. Das Zentrum liegt nun für ihn wieder an der Münsterstraße 446.