Feuilletönchen The Prodigy in Düsseldorf: Krach oder Kunst?

Düsseldorf · In unserer Kultur-Kolumne denkt unser Redakteur über die Facetten der elektronischen Musik nach.

Keith Flint, der Frontman der britischen Band The Prodigy bei einem Auftritt.

Foto: Hugo Marie

Dieser wummernde Krach. Elektronisch erzeugtes brutales Geräusch. Und ohnehin ist Techno schon lange out, war vielleicht in den 90ern mal ein Phänomen.

Moment mal! So einfach ist die Sache nicht. Welche Musik hören Sie gerne? Nehmen wir mal an, Sie hören leidenschaftlich gerne „Klassik“, wobei dann finden sie den Begriff „Klassik“ ohnehin problematisch. Aber nehmen wir es nun mal an. Was würden Sie sagen, wenn jemand sagen würde: ja „Klassik“, das ist alles ganz langweilig, diese öde Opa-Musik ohne Rhythmus, ohne eine richtige Melodie. Was würden Sie sagen? Nun, zunächst, dass „Klassik“ wirklich nicht gleich „Klassik“ ist und dass derjenige, der sich so äußert, sich mal ein bisschen mit dieser Musik auseinandersetzen sollte, bevor er sich derart darüber äußert.

So ist es auch bei „Techno“, wobei mir nichts ferner liegt als „Techno“ mit „Klassik“ zu vergleichen. „Techno“, der Begriff ist mindestens genauso problematisch wie „Klassik“. „Techno“ ist eben nicht gleich „Techno“. Und nicht jede elektronische Tanzmusik ist „Techno“. Ein besonders markantes Beispiel hierfür ist die immer noch von vielen heiß geliebte Band The Prodigy, die sich übrigens – wie bezeichnend – nach einem analogen Synthesizer benannt hat. Nun kam die Band nach Düsseldorf in die Mitsubishi Electric Halle. Das ist ein guter Grund, sich die Musik dieser Band nochmals vor die Ohren zu führen. Elektronische Tanzmusik hat sich entwickelt, ist in manchen Formen kein Mainstream mehr. Sie übt nach wie vor für viele Menschen eine große Faszination aus. Und sie ist vielfältiger, nicht immer, aber oft, kunstvoller als man denken mag, wenn man sich mal etwas näher mit ihr auseinandersetzt.

Was Prodigy machen, heißt übrigens „Big Beat“, wobei dies auch wieder nur ein Etikett ist. Sie haben ihren ganz eigenen punkigen Stil. Unter der Oberfläche verstecken sich raffiniert kombinierte, nicht selten gebrochene Rhythmen, Klänge, also „Sounds“, an denen lange herumgetüftelt wurde. Es entsteht ein synthetischer Rhythmusrausch. Und schließlich liefern sie Energien, die viele Menschen gerne dazu nutzen, sich in Ekstase zu tanzen. Das ist gewiss nicht für jeden etwas, doch Krach ist es definitiv nicht. Genauso wenig wie instrumentale Kunstmusik langweilig ist.