Theaterpremiere um zwei Freundinnen und einen Traummann
Premiere: Das Theater an der Kö spielt „Mondscheintarif“ nach dem Roman von Ildikó von Kürthy.
Düsseldorf. Wenn ein Mann nach der ersten gemeinsamen Nacht nicht innerhalb von drei Tagen anruft, dann kann die Singlefrau ihre Hoffnung begraben. So lautet ein ungeschriebenes Gesetz auf dem Partnermarkt, und darum ist Cora Hübsch arg in Sorge an diesem Samstagabend, dem dritten Tag "danach".
Wenn sie nicht ihre Freundin Jo hätte! Die Marketingleiterin ist unbemannt, denn vor einer erfolgreichen Frau haben Alphamännchen Angst, das stellt sie illusionslos fest. So hat sie Zeit für die Telefongespräche mit Cora, mit der sie sich so innig versteht, dass man sich manchmal fragt, warum die beiden einen Mann brauchen.
So klar ist die Konstellation in "Mondscheintarif" nach dem Bestsellerroman von Ildikó von Kürthy, da reicht ein einfaches Bühnenbild (von Karel Spanhak): Rechts ein Sofa, links ein Sofa, auf denen sich die Frauen zum Telefonieren hübsch drapieren können, dahinter Wände mit Türen, die sich drehen und auch mal in ein angedeutetes Luxusauto verwandeln können.
Bühnenfassung und Inszenierung von Katja Wolff geben dem Abend Tempo und Witz, was die Darsteller bestens bedienen: das Temperamentbündel Heike Kloss springt wie ein Irrwisch zwischen Sofa und Badezimmer hin und her, wenn das erste Rendezvous mit dem Traummann ansteht, in einigen Tanz- und Gesangseinlagen zeigt sich ihre Musicalerfahrung.
Anouschka Renzi verkörpert mit schlangenhafter Eleganz (die feschen Kostüme stammen von Heike Seidler) gleich drei Rollen: neben der treuen Freundin auch die zickige Kellnerin Marcella sowie als Schauspielerin Ute die vermeintliche Rivalin von Cora Hübsch. Aber die kriegt natürlich zum Ende den gut aussehenden, liebenswürdigen Arzt Dr. Hofmann, ein Mann so ohne Ecken und Kanten, dass ihm Marko Pustisek nur seinen Charme verleihen kann. Als Ex-Freund Sascha darf er noch den Antityp dazu verkörpern.
Was diese Aufführung (eine Koproduktion mit dem Eurostudio Landgraf) auszeichnet, ist die Leichtigkeit, mit der sie die epischen Elemente des Romans einbezieht: Heike Kloss plaudert mit dem Publikum, schlüpft dann wieder in die Szene hinein, spricht mitten in den großen Gefühlen mal rasch beiseite, um uns ihre heimlichen Gedanken anzuvertrauen: das würde auch einem gediegenen Nestroy-Darsteller zur komödiantischen Ehre gereichen.
Zumal die Gedanken aus der Feder von von Kürthy oft sehr geistreich sind: Die aufregendsten Stunden im Leben einer Frau seien die, wenn sie sich auf ein Treffen mit potentiell intimem Ausgang vorbereite, - dagegen sei der Sex geradezu entspannend.
2 ¼ Std. mit Pause, Theater an der Kö, bis 19.10., di bis so, 20Uhr, Tickets: 0211/32 23 33