Kunst im Tunnel: Biss in den Bronze-Happen
„Spiegelbild“ nennt sich die jüngste Schau im KIT. Eine allzu junge Schau.
Düsseldorf. KIT, Kunst im Tunnel, ist der Jugend verpflichtet. Keine leichte Aufgabe für die Leiterin Gertrud Peters, denn die Zeiten, da die Absolventen der Kunstakademie eine gewisse Reife mitbringen mussten, um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, gilt fast schon als altmodisch. Dabei hätte die Jugend diesmal eine Chance gehabt, ihr Werk kritisch zu hinterfragen, denn die Schau nennt sich "Spiegelbild". Kaum jemand scheint da ernstlich sein Alter Ego betrachtet zu haben.
Der 24-jährige Christoph Knecht, der Witzigste in der Runde, bezeichnet sich als Vertreter der "Döner-Generation" und kredenzt den Kunstgängern Big Mac’s aus Bronze und Ölfarbe auf Leinwand. Man möchte hineinbeißen, so echt wirken sie die "Bronze-Happen". Ein kleines, grafisches Wunderwerk bietet Knecht dann doch. Es ist auf einen Pommes-Pappteller gedruckt und handelt vom "Ausscheiden" der Kunst und sonstiger Dinge.
Die Stirnwände gehören Martin Schepers. "Heute habe ich die Welt gerettet", Today I saved the world", betitelt er ein Großformat. Ausgangspunkt seines Wald-Panoramas war ein Besuch des Mauerparks am Prenzlauer Berg nach einer Veranstaltung. Sein Blick fiel auf Müll aus Alufolie und sonstiges Glitzerzeug. "Dass der glitzernde Müll die Dinge, die nicht schön sind, so verwandelt kann", wundert er sich noch heute und mischte seinem Gemälde Pailletten bei.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die verraten, dass aus einem Studenten vielleicht eines Tages ein Künstler wird. Sabrina Fritsch hat neben ihren Großformaten so ein kleines Ding herbeigezaubert, wenige Handteller groß und doch voller Rätsel.
Niels Sievers, lange Zeit Tutor der Immendorff-Klasse, kennt die räumlichen Tücken im KIT. Er behütet seine Bilder, indem er ihnen ein windschiefes Bretterhaus aus Abfällen baut. Am Sinnfälligsten ist allerdings sein Fuchs, der auf zwei Beinen am Meer steht und in die Wellen schaut, wie eine listige Variation auf das Personal in den Bildern des Casper David Friedrich.
Sievers Kommilitone Paul Maciejowski riskiert den Kitsch, um die Farbe herauszulocken; selbst Klischee-Motive wie Adam und Eva am Pool sind bei ihm nicht tabu. Der Kampf ums Paradies endet vorerst beim Vorbild Gauguin. Dieses Gemälde nimmt man erst beim Herausgehen richtig wahr. Ein grandioses Werk. Es lässt ahnen, dass der junge Mann unter seinem jetzigen Lehrer Peter Doig seine malerische Begabung erstaunlich frei entwickelt.
KIT, Kunst im Tunnel, Mannesmannufer 1b, bis 19.Oktober, di bis sa 12 - 19, so 11 - 18 Uhr