Tonhalle: Liebesbotschaften in Wort und Bild

Dominique Horwitz und Ragna Schirmer als die Schumanns.

Düsseldorf. Der Kuppelsaal der Tonhalle ist vollkommen abgedunkelt, nur zwei Kerzenleuchter, einer am Steinway-Flügel positioniert, der andere am antiken Sekretär, spenden nachtromantisches Licht. In einem goldgelben Satinkleid mit weiten Puffärmeln sitzt die Pianistin Ragna Schirmer am Klavier, Dominique Horwitz steckt in einem Anzug des 19. Jahrhunderts und beugt sich, eine Lesebrille auf der Nase, über ein Bündel Briefe. Als Eröffnungsgag rezitiert er hintereinander weg unzählige schwelgerische Anreden wie "Gute, gute Herzens-Clara" oder "Mein unbeschreiblich geliebter Robert".

Der Briefwechsel reicht von den verzweifelten Sehnsuchtsbekundungen der frühen Jahre bis zum grauen Ehe-Alltag, wo Robert beginnt, strenge Konzertreise-Pläne für Clara auszutüfteln, und ungehalten reagiert, wenn sie mal ein wenig vom Protokoll abweicht. Ragna Schirmer spielt zu den von Horwitz abgespulten Terminvorgaben mit Reiserouten, Zeitangaben und geschätzten Fahrtdauern das muntere Finale aus den Symphonischen Etüden, allerdings in einem schalkhaften Pianissimo, das die Klangwirkung einer ironisierenden Hintergrundmusik entfaltet.

Vor die Ehe hat das Schicksal aber den Kampf mit Claras Vater, Friedrich Wieck, gesetzt. In pathetischen Worten schreibt Robert an Clara, ihr Vater habe eine neue Methode entwickelt, ihn zu vernichten: "Er stößt einem den Dolch mit dem Griff in das Herz". Oder Robert befindet stolz: "Er verdient keinen so guten Sohn wie mich."

Auch wenn der Anblick Ragna Schirmers in dem historischen Kleid eine leichte Clara-Assoziation zulässt, beschränkt sich die Pianistin ganz aufs Klavierspiel und überlässt das Rezitieren Dominique Horwitz. Der liest also auch die Briefe Claras, was aufgrund seiner ausgeprägt männlichen Stimme und vollkommen unfemininen Vortragsweise seltsam anmutet. Auch als schwärmerischer, labiler und etwas weltfremder Robert Schumann erscheint Horwitz zu herb und diesseitig. Sein Vortag wirkt zwar sehr lebendig und plastisch, doch verwandelt sich Horwitz mehr in einen kauzigen Onkel als in einen leidenschaftlichen Mittzwanziger.

Das dramaturgisch ausgefeilte Wechselspiel aus Klaviermusik und Rezitation entfaltet dennoch seinen Reiz und bringt dem Besucher die Beziehung eines der berühmtesten Künstlerehepaare des 19. Jahrhunderts auf unterhaltsame Weise nahe.