Kultur Was macht eigentlich der Richard-Wagner-Verband?

Düsseldorf · Der 1950 gegründete Verband in Düsseldorf ist aktiver Teil des Kulturlebens. Kommt er an Karten für Bayreuth?

Anna Rabe, Suzuha Hirayami, Ilja Aksionov, William Drakett, Ani Ter- Martirosyan und Vorsitzender Gisbert Lehmhaus bei dem Adventskonzert des Richard-Wagner-Verbandes Düsseldorf.

Foto: Richard-Wagner-Verbandes Düsseldorf

Durch den „Ring am Rhein“, die Neuinszenierung von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ an der Deutschen Oper am Rhein, die mit der Premiere der Götterdämmerung am 27. Oktober abgeschlossen wurde, ist Wagner in Düsseldorf in aller Munde.

Doch gibt es in der Landeshauptstadt auch Menschen, die sich unabhängig von derart prominenten Ereignissen mit Wagners Schaffen und Wirken, aber auch der Person in all seinen Facetten befassen. Wagner wird von vielen geliebt, zugleich von nicht minder vielen mit großer Skepsis betrachtet – er polarisiert wie kaum ein anderer Komponist. Für diejenigen, die Wagner auf diese oder jene Weise zugetan sind, bieten die Richard-Wagner-Verbände eine – nennen wir es – geistige Heimat, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

So gibt es auch in Düsseldorf seit 1950 einen Richard-Wagner-Verband, der auf eine Vorgängergründung aus dem Jahr 1911 zurückgeht.

Doch was macht dieser Verein? Um den „Ring am Rhein“ als Beispiel zu nehmen: Er begleitete das Großereignis am Opernhaus Düsseldorf mit einem vielseitigen Rahmenprogramm, veranstaltete Vorträge und Gesprächsrunden, lud namhafte Experten ein, um sich aus jeweils ihrer Perspektive mit dem „Ring“ auseinanderzusetzen.

Doch das Wirkungsspektrum des Vereins ist darüber hinaus noch breiter, erklärt der Vorsitzende Gisbert Lehmhaus. Man trifft sich regelmäßig zum Opern-Stammtisch, diskutiert über aktuelle Aufführungen und tauscht sich über Wagner und sein Werk aus. „Es geht uns darum, ein besseres Verständnis für Wagner zu gewinnen“, erläutert er. Dies geschieht auch im Rahmen von Konzerten, Lieder- und Klavierabenden. „Wagner kann einem so viel geben, an Informationen seiner Zeit, seiner Geistes- und Kulturwelt, von der Antike bis zu seiner Gegenwart und auch über seine Gegenwart hinaus in unsere Zeit“, sagt Lehmhaus und betont: „Die Problematiken, die er verhandelt, sind gültig über die ganzen Zeitläufe hinweg.“

Und nicht zuletzt setzt man sich für die Förderung des musikalischen Nachwuchses ein. Hier spielt die Richard-Wagner-Stipendienstiftung eine herausragende Rolle, dessen Idee noch auf Wagner selbst zurückgeht. Die Stipendiaten erhalten, neben der Möglichkeit für Auftritte bei Konzerten des Vereins, vor allem die Gelegenheit, Aufführungen bei den Bayreuther Festspielen besuchen zu können, für die es ansonsten denkbar schwierig ist, Karten zu ergattern.

Unabhängig von diesen Stipendien hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Mitglieder von Richard-Wagner-Verbänden vergünstigt an Karten für Bayreuth kommen. Kann von Vergünstigungen zwar keine Rede sein, wie Lehmhaus erklärt, so gibt es zumindest eine Erleichterung: „Wir kriegen ein gewisses Kontingent an Karten.“

Zurzeit hat der Verein 150 Mitglieder. „Wir können einen erheblichen Mitgliedergewinn verzeichnen. Seit 2016 haben wir fünfzig Menschen neu aufgenommen“, sagt Lehmhaus. Dies ist sind gewiss auch Auswirkungen vom „Ring am Rhein“. Doch auch zukünftig plant man spannende Vorträge, so kommt etwa am 15. Februar der namhafte Wagnerforscher Stephan Mösch nach Düsseldorf, um über „Richard Wagner und der Gesang“ zu sprechen. Ein ausgesprochen inspirierendes Themenfeld.

Die nächste größere Vortragsreihe ist auch schon im Visier: „Richard Wagner und Frankreich“.