Düsseldorf Wie deutsch ist der Deutsche?

Kom(m)ödchen-Kabarettist Martin Maier-Bode hat sein erstes Buch geschrieben — einen Integrationskurs für Inländer.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Ein gelungener Witz braucht nur eins: gutes Timing. Geht es danach, hat Martin Maier-Bode am Dienstag alles richtig gemacht. Während die einen Flüchtlinge an Bahnhöfen bejubeln und die anderen deren Unterkünfte anzünden, stellte der 48-Jährige im Kom(m)ödchen sein Buch „Voll krass Deutsch — ein Integrationskurs für Inländer“ vor. Und wann wäre etwas Gedrucktes, das sich auf die Suche nach der deutschen Identität begibt, passender als dieser Tage?

Flüchtlinge, Euro-Krise, Pegida, 25 Jahre Einheit, zehn Jahre Kanzlerin Merkel — 2015 ist wieder mal eines dieser Jahre, in denen man sich vor Analysen und Bilanzen kaum retten kann. In denen geguckt wird, was das alles gebracht hat. Und welche Schlüsse wir aus der Vergangenheit ziehen müssen.

Maier-Bode hat sich dafür auf eine Reise begeben und „deutsche Sehnsuchtsorte“ besucht, wie er sagt. Das war für einen wie ihn nicht immer einfach. „Ich fand Deutschtümelei schon immer blöd, aber hier läuft auch Vieles ganz toll“, sagt der Kabarettist, Autor und Regisseur, der seit einem Jahr zum Ensemble des Kom(m)ödchens gehört.

Dass er nun unter die Buchautoren gegangen ist, erklärt er mit einer US-Broschüre zur Fußball-WM 2006, die ihm einst in die Hände fiel. Darin heißt es: „Die meisten Deutschen sehen gar nicht aus wie typische Deutsche.“Also fragte sich der gebürtige Düsseldorfer: Was ist das eigentlich - „typisch deutsch“? Und wie deutsch ist der Deutsche selbst? Gibt es universelle Merkmale und Eigenschaften?

Maier-Bode ist da skeptisch. Und guckt voller Spott auf die, die sich für besonders deutsch halten. Nun ist es keine neue Erkenntnis, dass vor allem die, die Migranten gern vorhalten, sich nicht anzupassen, selbst größte Probleme beim Integrationstest hätten. Welcher Sprachkurse fordernde CSU-Politiker kann schon Hochdeutsch? Wer aus Freital kann das hiesige Wahlrecht erklären? Welcher Überdeutsche schafft es, drei fehlerfreie Sätze in die sozialen Netzwerke zu brüllen? „Starke Meinung, schwache Rechtschreibung“, hatte ZDF-Moderator Jan Böhmermann das letztens treffend zusammengefasst.

Doch Maier-Bode, der es einst in Neuss schaffte, dass die örtliche CDU sein Programm absetzen ließ, macht glücklicherweise mehr, als die üblichen Klischees auszubreiten. Und die Gefahr von rechts damit zu ironisieren und verharmlosen. Er geht für sein Buch dahin, wo es wehtut. Ins politische Berlin, zum Völkerschlachtdenkmal nach Leipzig, in die Hochdeutsch-Hauptstadt Hannover, aber auch nach Marxloh. Immer auf der Suche nach der deutschen Identität.

Natürlich ist das leicht wegzulesende Buch in erster Linie Unterhaltung. Aber eben mit Haltung. Dass er damit oder seinen Bühnenauftritten trotzdem nichts an den allgemeinen Begebenheiten ändern wird, sorge deswegen „auch mal für Frust“, sagt er. Aber das ist auch nicht seine Aufgabe. Er ist Kabarettist, er will Witze erzählen. Mit dem richtigen Timing. Und das kann er. Auch in Buchform.