Wolfgang Volz, das Auge von Christo
Der Fotograf Wolfgang Volz hält seit 40 Jahren die Aktionen des Künstlers Christo im Bild fest. Die Galerie Angelika Blaeser zeigt Volz’ Werke in einer Einzelschau.
Düsseldorf. Wolfgang Volz (63) und der 13 Jahre ältere Christo Javacheff begegneten einander erstmals vor 40 Jahren, und sie arbeiten noch immer zusammen, auch nach dem Tod von Christos Ehefrau Jeanne-Claude. In der Galerie Angelika Blaeser zeigt er die wundersame Verwandlung der Welt durch die Verhüllungen des Künstlers. Volz ist Dokumentarist und Poet.
1971 verpackte der damals noch unbekannte Christo im Krefelder Museum Haus Lange die Fußböden mit grauweißem Leinen und im Park die Wege mit gelblichem Stoff. Der Student Volz gab sich als Spiegel-Reporter aus und lichtete die Ausstellung ab. Anschließend besorgte er sich die Telefonnummer und erklärte, er werde ihm die Abzüge in Amerika selbst übergeben.
Bei seinem Lehrer Otto Steinert musste Volz Auslands-Reportagen vorlegen, und so stand er eines Tages in Amerika vor der Tür, wurde von Jeanne-Claude empfangen und hinterließ ihr seine Adresse. Volz hatte Glück, denn 1972 holte ihn Christo auf die Documenta nach Kassel für die Präsentation seines Colorado-Projektes, denn die bisherigen Mitarbeiter Christos hatten sich zerstritten.
Volz ist ein Idealist, wie Christo selbst. Für den Job in Kassel bekam er keinen Pfennig, aber ein Copyright, das Gold wert werden sollte. Volz hat einen Anteil an Christos Rechten auf Lebenszeit, und er kann sie nutzen, so viel er will.
Das gilt etwa für die spektakuläre Verhüllung des Berliner Reichstags, die wehenden Vorhänge im Tal von Colorado, die gelb gekleidete und fast schon surreal wirkende Pont Neuf in Paris oder die lyrische Verwandlung der Inseln vor der Küste von Florida mithilfe von pinkfarbenen Stoffen.
Zwischen den Ideen und den realisierten Projekten vergehen oft Jahre. Zwei Projekte werden gerade vorbereitet: „Over the River“ (Über dem Fluss) und „Mastaba“, eine arabische Form einer Pyramide. Im August 2014 wird Christo über den Arkansas-Fluss in Colorado Stoffbahnen in 2,4 bis 7,6 Meter Höhe bauen und am Ufer mit Stahldrahtkabeln verankern.
Der Eindruck in der Landschaft wird sich mit der Einwirkung des Sonnenlichtes auf einer Strecke von 9,4 Kilometern permanent ändern. Das zweite Projekt ist für die Arabischen Emirate geplant und soll aus 410.000 bunten Ölfässern bestehen, die in 150 Meter Höhe eine arabische Art der Pyramide bilden sollen. Das Konzept dazu stammt von 1977.
Volz sondierte mit Christo und Jeanne-Claude schon vor 20 Jahren die Rocky Mountains und suchte unter 89 Flüssen den Arkansas aus. Seine Fotos verleihen den temporären Verpackungs-Aktionen Dauer.