Interview Wie Frauen sich auf dem Surfbrett die Freiheit erobern

Düsseldorf · In ihrem Doku-Film „Chicks on Boards“ hat Dörthe Eickelberg Frauen in aller Welt beim Wellenreiten begleitet.

TV-Moderatorin und Filmemacherin Dörthe Eickelberg ging mit ihren Protagonistinnen ins Wasser, denn sie ist selbst passionierte Surferin.

Foto: Lobo M

Suthu, Sabah, Sinchanu und Gwyn haben eine Leidenschaft: ihre Liebe zum Wasser und zum Surfen. Was die Frauen noch vereint:  Sie nehaupten sich gegen viele Widerstände in der Surfer-Szene und gehen mutig über kulturelle wie traditionelle Grenzen. Die Filmemacherin und TV-Moderatorin Dörthe Eickelberg, selbst begeisterte Surferin, reiste für ihren Doku-Film „Chicks on Boards“, die am Mittwochabend im Zakk zu sehen sein wird, durch die ganze Welt und traf Frauen, die ihr Ding machen, auf dem Wasser, auf dem Board und im Leben.

Mit 72 steht Gwyn immer noch auf ihrem ihrem Longboard.

Foto: Lobo M

Wie sind Sie auf diese ungewöhnlichen Lebensgeschichten von Surferinnen in Südafrika, Gaza oder Indien gekommen?

Dörthe Eickelberg: Dadurch, dass ich selbst surfe und immer dort ins Wasser gehe, wo wir gerade für Dokus drehen – also nicht in den üblichen Surfer-Hochburgen – musste ich nicht weit paddeln, um festzustellen, dass ich oft die einzige Frau auf einem Surfbrett war. So auch bei einem Besuch in Indien. Dort habe ich dann aber bei einem Surf-Wettbewerb zwei junge Mädchen, 12 und 13 Jahre alt, kennen gelernt, die als einzige daran teilnehmen wollten. Auf diesem Wettbewerb habe ich einen Israeli getroffen, der mich wiederum auf Sabah gebracht hat, die als einziges Mädchen in Gaza gesurft ist, bis sie heiratete und nicht mehr aufs Wasser durfte.

Jede dieser Frauen hat eine ganz besondere Geschichte. War es schwer, sie von Ihrem Filmprojekt zu überzeugen?

Eickelberg: Die Frauen mussten schon bereit sein, vor der Kamera von sich zu erzählen. Das war nicht leicht für sie. Nehmen wir zum Beispiel Suthu, die sich als Südafrikanerin vor laufender Kamera outet in einem so homophoben Land, und dem Publikum ihre Freundin vorstellt, die noch nicht einmal ihre Eltern kennen, obwohl sie schon mehrere Jahre zusammenleben. Die Frauen wollten, dass ihre Geschichten erzählt werden und haben auch sehr darüber reflektiert.

Sie haben mit der Britin Gwyn auch eine Surf-Veteranin getroffen, die mit 72 noch regelmäßig aufs Board steigt.

Eickelberg:  Ich wollte zeigen, wie unterschiedlich die Geschichten der Frauen sind. Gwyn macht sich keinen Kopf darüber, wie sie aussieht, wenn sie barfuß auf einem verregneten Parkplatz in ihre ausgeleierten Neoprenanzüge steigt, sich einen Helm aufsetzt und dann los surft. Sie ist die Uneitelkeit in Person und dabei super cool. Sabah in Gaza hingegen surfte nur mit Kopftuch, weil es die Tradition so vorschreibt. Von ihr wird erwartet, dass sie mit 18 das Surfen aufgibt, heiratet und Kinder bekommt. Ganz gleich, ob sie gerne weitergemacht hätte oder nicht und ob ihr Vater sie weiter unterstützt hätte, der es ihr beigebracht hat.

Sie werden am Mittwochabend auch im Zakk bei der Vorführung sein.

Eickelberg: Darauf freue ich mich schon riesig. Im Kino und Fernsehen hat man ja kaum die Gelegenheit, sich direkt mit dem Publikum auszutauschen. Ich bin noch in Kontakt mit allen Protagonistinnen, die im Film zu sehen sind. So kann ich einiges darüber erzählen, was sie heute machen und wie sie sich gegen alle Widerstände durchgesetzt haben, um surfen zu können.

Dörthe Eickelberg präsentiert „Chicks on Boards“ am 4. September im Biergarten des Zakk, Fichtenstr. 40. Beginn: 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.