Zum Auftakt eine Entdeckung
Düsseldorfer Symphoniker starten mit Schumann, Trojahn und Grieg in die neue Konzertsaison.
Düsseldorf. Bis auf das berühmte Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumann präsentieren die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung des Generalmusikdirektors Andrey Boreyko zum Saison-Auftakt Unbekanntes.
Eine Neuentdeckung ist die Symphonie c-Moll von Edvard Grieg. Der norwegische Spätromantiker komponierte sie 20-jährig und verhängte über sie schon kurz nach Uraufführung ein Aufführungsverbot. Allzu unzufrieden soll er mit seinem Opus gewesen sein.
Gemessen an Griegs besten Werken wie etwa dem "Peer Gynt" fällt der symphonische Frühversuch zwar tatsächlich etwas ab, doch weniger genialen Komponisten-Kollegen hätte eine so originelle musikalische Erfindung womöglich zum Durchbruch verholfen. Erst gegen Ende des 20.Jahrhunderts fand das romantisch schwelgerische Stück zögerlich ins weltweite Repertoire.
Die Düsseldorfer Symphoniker spielten am Freitag routiniert, fast nachlässig. Ob man aus der harmonisch durchaus reizvollen Grieg-Symphonie noch mehr hätte herausholen können, lässt sich aber schwer sagen, da es bei einer Komposition, die nur sehr selten den Weg in die Konzertsäle findet, kaum Vergleichsmöglichkeiten gibt.
Ganz anders ist das freilich bei Schumanns häufig aufgeführtem und zigfach eingespieltem Klavierkonzert. Dort kam sehr deutlich zutage, dass das Orchester hinter seinen Möglichkeiten zurück blieb. Vor allem im 3. Satz fielen Schwächen auf: Der Solist Lars Vogt, einer der wenigen deutschen Pianisten von internationalem Renommee, preschte temperamentvoll los, und das Orchester folgte dem pianistischen Stürmer wie eine außer Atem geratene Gouvernante.
Unterdessen beeindruckt Lars Vogt mit seinem griffsicheren und analytisch klaren Klavierspiel. Den auftrumpfenden Anfang mit seiner rasanten Abfolge von Akkorden nimmt er so geschwind, als wolle er nur ganz schnell hin zum lyrischen Teil der Exposition. Und dies Zarte behandelt er mit viel Gefühl und klanglicher Finesse.
Zu Beginn gab es zwei Uraufführungen von Orchesterstücken des Düsseldorfer Komponisten Manfred Trojahn (geb. 1949), der seit vielen Jahren an der Robert-Schumann-Musikhochschule unterrichtet. Das Arrangement von Schumanns "Träumerei" und die Komposition "Cinque sogni per Eusebius" sind Auftragswerke der Tonhalle für das Schumann-Jahr 2010.
Trojahns Eusebius-Impressionen (Eusebius ist eine Fantasiefigur, die bei Schumann für Zartfühlendes steht) klingt gemäßigt modern und trägt romantische Züge. Vor allem spukt etwas von Schumanns Geist in dem Stück, etwas heimlich Verrücktes im Gewande des Gewohnten.
Die Tonsprache erinnert manchmal an Igor Strawinsky, zuweilen auch an Gustav Mahler. Von der Raffinesse dieser beiden Giganten der Instrumentierungskunst hat Manfred Trojahn klug abgeschaut, ohne allerdings dem Plagiat nahe zu kommen.
Ein insgesamt anregender Abend. Es ist Boreykos Verdienst, dass er uns mit Neuem wie Trojahn und der fast unbekannten Grieg-Symphonie in Kontakt bringt. Jedoch ist es ihm noch nicht gelungen, das Profil des Orchesters mit zwingenden Interpretationen großer Klassiker zu schärfen. Dazu bietet sich aber gleich im Oktober mit Schumanns Zweiter Symphonie eine Gelegenheit.