Düsseldorf Kurzfilm-Festival: Film-Szenen, die unter die Haut gehen

23 Filme wurden im Stadtmuseum gezeigt. Zwei Dokumentationen belegten beim Festival die ersten Plätze — eine stammt aus Düsseldorf.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Eine junge Frau schaut aus dem Fenster, als sich wie im Horrorfilm eine schwarze Hand von hinten ihrer Schulter nähert. Von Panik ergriffen dreht sie um — und sieht nur noch aus dem Augenwinkel die schwarze Gestalt, die sich wie ein Schatten durch die kaum geöffnete Tür hinaus schleicht. Beim Spielfilm „Der schwarze Zwilling“, den die fünf Jugendlichen Marius Ohletz, Onur Sipal, Nuna Stiritz, Marie Ditters und Tom Mümken aus Duisburg gedreht haben, blieb dem einen oder anderen Zuschauer des Kurzfilm-Festivals zwischendurch der Atem stehen. Es war nur einer der insgesamt 23 Kurzfilme aus Düsseldorf und Umgebung, die beim Landesfilmfestival im Stadtmuseum am Wochenende gezeigt wurden. Die besten drei wurden anschließend ausgezeichnet.

Bei Gisela Pettes Film hingegen konnten die Zuschauer einen Wald und dessen Bewohner aus nächster Nähe sehen. Die 72-jährige Hobbyfilmerin aus Krefeld hat mit ihrer Dokumentation über den Nationalpark im Bayrischen Wald den ersten Preis gewonnen. Zu den hautnahen Aufnahmen zeigt sie nicht nur Rehe in ihrem natürlichen Lebensraum, sondern auch, wie sich die Natur im Wald verändert hat. „Wie in jedem Wald greifen Menschen auch hier in die Natur ein. Dadurch verändert sich nicht nur das Bild der Landschaft — es ändert sich der gesamte Lebensraum, für manche Tiere fehlt Nahrung.“

Diese Infos hat sie recherchiert und eingesprochen — wie bei einer richtigen Dokumentation. „Der Film war absolut professionell, das hat uns sehr gut gefallen“, sagt auch Bernhard Zimmermann vom Bundesverband Deutscher Film-Autoren Düsseldorf.

Professionell und mit regionalem Bezug war Günther Ottens Film über das Urban Art Festival 2015 auf dem Gustaf-Gründgens-Platz. Zehn Tage hat der Düsseldorfer die Teilnehmer des Festivals begleitet. Von den ersten gesprayten Bildern auf dem Platz bis hin zu den Rauminstallationen im Inneren der Bürogebäude hat er alles gefilmt. „Ich habe nicht nur die Entstehung der einzelnen Werke dokumentiert, sondern ihnen auch ein Gesicht gegeben.“ Denn bei ihm steht der Künstler im Vordergrund.

Als Höhepunkt seiner Dokumentation sieht der Zuschauer, wie die einzelnen Rauminstallationen entstanden sind und erkennt: „Dahinter steckte wirklich sehr viel Arbeit“, sagt er. Einzelne Reportageelemente werden in der Dokumentation durch ein kurzes Statement von Klaus Klinger vom Verein Farbfieber ergänzt, der Hintergründe zum Festival erklärt. Ansonsten hält der Hobbyfilmer Distanz zu den einzelnen Künstlern — so bleibt es realistisch. „Die Bilder sprechen für sich selbst“, sagt er.

Für seine Dokumentation über den Düsseldorfer Maler Ansgar Skiba hat Otten den zweiten Platz gewonnen — und darf nun auch beim Bundesfilmfestival im Bereich „Lokales“ antreten. In dem fünf-minütigen Kurzporträt zeigt er den Künstler beim Malen in seinem Atelier und bereichert das mit Informationen aus seinem Leben und seiner Kunst. „Der Zuschauer kann hier hautnah miterleben, wie eines seiner Kunstwerke entsteht. Von der Idee über den ersten Pinselstrich, bis hin zur Wirkung des Bildes an der Wand“, sagt Otten. Über den Preis freut er sich umso mehr. „Ich habe vor zwei Jahren erst angefangen zu filmen“, sagt er.

Kerstin und Rainer Vorhufen aus Mönchengladbach sind begeistert. „Die Themenvielfalt ist hier sehr groß — über Dokumentationen, Porträts und kurzen Spielfilmen ist alles dabei“, sagt Kerstin Vorhufen. Sonja Messner (35) aus Köln hat besonders „Der schwarze Zwilling“ gut gefallen. „Der Film war sehr ungewöhnlich und hatte wirklich einen großen Überraschungsmoment“, sagt sie.