Thema des Tages Handelsverband: „Pop-up-Stores beleben die Innenstädte“

Düsseldorf · Laut Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Galllus werden sich Pop-up-Konzepte weiter verbreiten — und dem stationären Einzelhandel helfen.

 Rainer Gallus, Geschäftsführer Handelsverband NRW.

Rainer Gallus, Geschäftsführer Handelsverband NRW.

Foto: Ja/Mario Reimann

Der Geschäftsführer des Handelsverbands NRW, Rainer Gallus, sprach mit der WZ über die aktuellen Probleme des stationären Einzelhandels, die Rolle von Pop-up-Stores und deren Einfluss auf den kleinen Einzelhändler.

Der Handelsverband sprach zuletzt davon, dass die Kauflust der Deutschen ungebrochen sei, kleine Einzelhändler müssten aber um ihre Existenz bangen. Wie passen Pop-up-Stores in diese Prognose?

Rainer Gallus: Die Pop-up-Stores sind das neue Salz in der Suppe. Sie passen sehr gut in die aktuelle Entwicklung. In der Tat haben es nämlich die kleinen Geschäfte zunehmend schwerer, weil der Onlinehandel zur Konkurrenz der großen Anbieter vor Ort noch hinzugekommen ist. Schwer wird es auch dadurch, dass die Mieten in den guten Lagen weiter steigen, gleichzeitig Handelslagen an Qualität verlieren, wenn die Kundenfrequenz zurückgeht und die Flächen deshalb weniger attraktiv werden. Auf der anderen Seite werden Flächenkonzepte, die Größen der Geschäfte, kleiner, weil so einiges in das digitale Warenregal verlagert wird. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Elektronikmarkt heute auf wenigen hundert Quadratmetern eröffnen kann, den Kunden nur noch die Vorführmodelle präsentiert und den Rest an Tablets zeigt. All das führt dazu, dass wir aktuell und perspektivisch mehr Verkaufsfläche frei haben werden. Und das ist dann wiederum die Spielwiese für solche Pop-up-Konzepte.

Wie haben sich Pop-up-Stores entwickelt?

Gallus: Der Begriff bezeichnet im Grunde ja eine temporäre Nutzung. Solche Zwischennutzungen hat es auch früher schon gegeben. Schon damals hat der Immobilieneigentümer dem Nachbarn mal ein Schaufenster zur Verfügung gestellt oder Kulturschaffenden eine temporäre Ausstellung ermöglicht. Heute wird das Ganze aber anders aufgezogen: Es gibt professionelle Agenturen, die Flächen und Konzepte vermitteln. Und es gibt immer prominentere Beispiele, die es nutzen: Große Marken treten mit Pop-up-Konzepten auf, Aldi testet Gastronomiekonzepte und eigentlich am Rande der Städte liegende Geschäfte wie Möbel- oder Autohändler präsentieren sich in kleinen Einheiten in den Innenstädten.

Wie ist die Prognose? Werden sich temporäre Nutzungen im Einzelhandel noch weiter verbreiten?

Gallus: Ich denke, dass wir davon noch sehr viel mehr sehen werden. Pop-up-Stores haben die Chance, zu einem ergänzenden, aber durchaus etablierten Vermietungskonzept zu werden, bei dem Eigentümer ihre Immobilien über Agenturen an solche eher kurzfristigen Konzepte vergeben.

Wie wird sich das auf den Einzelhandel auswirken?

Gallus: Pop-up-Konzepte bieten die Chance, Innenstädte attraktiver zu machen. Der Kunde ruft nach mehr Erlebnis. Er will überrascht werden, Neues kennenlernen. Er ist ein hohes Niveau an Abwechslung im Onlinehandel gewöhnt, und dies erwartet er auch beim Besuch der Innenstädte. Auf der einen Seite verlangt der Kunde zwar, die großen Häuser und Marken in der Innenstadt anzutreffen, auf der anderen Seite klagt er aber, dass jede Innenstadt gleich aussieht. Die kleinen Geschäfte, in denen er bummeln und auf Entdeckungstour gehen kann, machen dann den entscheidenden Unterschied. Und diese Anforderungen erfüllen die Pop-up-Stores und dementsprechend glaube ich, dass sie ideal sind, um die Innenstadt zu beleben und Menschen anzulocken.

Aber stehen diese aufsehenerregenden Läden nicht in Konkurrenz zum kleinen Einzelhändler?

Gallus: Natürlich ist so etwas immer auch Konkurrenz, ja. Aber wichtiger ist der Aspekt, dass das Umfeld des Einzelhändlers durch Pop-up-Stores aufgewertet wird. Und das Umfeld ist extrem wichtig für den Erfolg eines Geschäfts. Der Einzelhändler kann ein noch so schönes Geschäft haben – wenn das Umfeld nicht stimmt, hat er es schwer. Ein Einzelhändler allein hat wenig Chancen, eine große Anzahl an Kunden in sein Geschäft zu locken, es ist immer der Mix von Geschäften. Wenn also ein Pop-up-Store Menschen anlockt und dafür sorgt, dass die Kunden wieder zum Stöbern kommen, dann wirkt sich das positiv auf das komplette Umfeld aus.