Handel So funktioniert das Geschäft mit dem Pop-up-Verkauf in Düsseldorf
Düsseldorf · Pop-up-Läden und Zwischennutzungen liegen im Trend. Immer mehr Düsseldorfer entdecken das Konzept für sich. Ob als Händler, Eventagentur oder Vermittler.
Einkaufen an besonderen Orten und für begrenzte Zeit, Stöbern mit Erlebnisfaktor und Überraschungseffekt. All diese Begriffe fallen im Zusammenhang mit Pop-up-Stores. Dabei handelt es sich um temporäre Geschäfts- und Flächenkonzepte, bei denen Händler eine neue Art von Sortiment, eine neue Form der Präsentation, manchmal auch in Verbindung mit anderer Beratung oder neuen Partnern testen. Ohne das finanzielle Risiko, das bei langfristigen Projekten entsteht. Meist geschieht dies in Immobilien, in denen Geschäftsräume leer stehen, Umbau oder Abriss für die Umsetzung langfristiger Pläne noch auf sich warten lassen. Temporäre Nutzungen erregen Aufmerksamkeit und locken Besucher an. Nicht zuletzt, weil sie mittlerweile professionell vermarktet werden. Immer mehr Düsseldorfer entdecken das Konzept für sich. Ob als Händler, Eventagentur oder Vermittler.
Patricia Bernhardt gehörte vor vier Jahren zu den Ersten, die den Vorteil von Pop-up-Projekten erkannten. Damals arbeitete sie in einer Luxusboutique. „Ich habe mich schrecklich gelangweilt und wollte etwas Neues ausprobieren“, erzählt sie. Sie flog nach Bologna und kaufte erst einmal ein – Mode ganz nach ihrem Geschmack. „Weil ich aber wusste, dass ich mir einen eigenen Laden in guter Lade nicht leisten kann, suchte ich nach Alternativen, um die Sachen zu verkaufen“, sagt die Düsseldorferin. „Und ich wollte erst mal testen, ob mein Geschmack auch ankommt bei den Leuten.“ So kam sie auf die Idee, sich für kurze Zeit in bestehende Shops einzumieten – um ihre Mode zu präsentieren und Stimmung in den Laden zu bringen, mit Bar und DJ. „Die Händler jammern immer, dass nichts mehr los ist in ihren Läden. Ich komme mit meinen Sachen und meinen Leuten und bringe Leben in den Laden“, sagt Bernhardt. So entstanden Events im Frisör- oder Blumenladen. Aber auch in Modeläden ist die Düsseldorferin zu Gast. „Wir müssen versuchen, gegen den Onlinehandel anzustinken und den Leuten wieder etwas zu bieten.“ Auch auf dem Carlsplatz ist Patricia Bernhardt vertreten. Bei schönem Wetter baut sie Zelt und Kleiderstangen an der Stelle auf, an der bis 2016 der Pfannenmann seinen Stand hatte.
Auch der Düsseldorfer Johannes Hauswald hat vor Jahren den Trend erkannt, als er als Praktikant in das Start-up „Brick Spaces“ einstieg. Brick Spaces vermittelt Gewerbeflächen und nimmt dafür eine Provision zuzüglich eines Beratungshonorars. Mittlerweile haben zwei Investoren aus der Immobilienbranche das Unternehmen übernommen, Johannes Hauswald und sein Kollege Marc Selicke sind zu Geschäftsführern aufgestiegen. Mehr als 1500 Flächen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden werden auf dem Portal angeboten, rund 80 Flächen sind es in Düsseldorf. Die Mieten variieren je nach Lage – es gibt Flächen auf der Kö, aber auch in Flingern oder Pempelfort. „Auf der Acker- oder der Lorettostraße suchen vor allem solche Marken, die einen gewissen Coolnessfaktor mitbringen und eine jüngere, aber immer noch kaufkräftige Zielgruppe ansprechen. Große Marken bevorzugen die Innenstadt“, sagt der 23-Jährige. So beispielsweise Autohersteller, die temporär etwas „vom Glamour der Königsallee mitnehmen wollen“. Mittlerweile kann der Mieter auch Zusatzleistungen in Anspruch nehmen, die von dem Ladenumbau über das Marketing, Personalakquise bis hin zur Erfolgsanalyse gehen. Ein Angebot, mit dem sich Brick Spaces von anderen Anbietern in der Branche abgrenzen will.
Denn seit 2015 sind immer mehr auf den Zug aufgesprungen. Seit die BitStone Capital und AC+X Strategic Investments GmbH aber das Start-up übernommen haben, sieht Hauswald der wachsenden Konkurrenz gelassen entgegen. „Dass unsere Investoren zwei große Immobilienunternehmen sind, hat uns das Leben enorm erleichtert und uns Tür und Tor geöffnet: Wir pflegen zu allen Maklerhäusern ein gutes Verhältnis, und wenn etwas frei wird, erfahren wir als Erste davon“, sagt er.
Ein besonders großes Areal für Zwischennutzung war zuletzt das ehemalige Postverteilzentrum an der Erkrather Straße. Das fast 40 000 Quadratmeter große Gelände bot Raum für temporäre Ateliers und wechselnde Gastronomie. Die Zeit der Zwischennutzung ist vorbei, das Objekt an den Projektentwickler übergeben worden. Der will nun das Wohnprojekt „Grand Central“ und ein Hotel verwirklichen. Die Düsseldorfer Eventagentur Zackbumm, die schon das Postverteilzentrum unter ihre Fittiche genommen hatte, konzentriert sich nun auf die Belebung des „Ergo Ipsum“, ein 2600 Quadratmeter großes Bürogebäude an der Herzogstraße, das zuletzt der Ergo-Versicherung als Aktenlager diente. Doch um die Nutzungsänderung durchzubringen, dauerte es nun doch länger als ursprünglich gedacht. „Wir mussten diverse Gutachten erstellen in Sachen Brandschutz und Lärm“, sagt Christian Fleischer, Geschäftsführer der Zackbumm GmbH. „Solche Genehmigungsverfahren brauchen Zeit. Aber das ist natürlich bei Zwischennutzungen ein Faktor, den man nicht immer hat.“ Dass der Eigentümer der Immobilie nun erst frühestens Ende des Jahres übernehmen will, um Bürolofts zu bauen, spielt Fleischer da in die Karten. So könne Zackbumm die hohen Investitionen wieder auffangen.
Im Ergo Ipsum soll es künftig einen Mix aus kulturellen und kommerziellen Veranstaltungen geben. „Wir sind darauf angewiesen, dass wir, um das ganze Ding zu finanzieren, einen gewissen Anteil an großen Vermietungen haben, das heißt Messen oder Tagungen“, sagt Fleischer. Eine rein kommerzielle Eventlocation soll das Ergo Ipsum aber nicht sein. „Es ist ja gerade der Charme der Zwischennutzung, dass dort vor allem außergewöhnliche Dinge passieren.“