„Düsseldorf ist ein Vorbild“ Die großen Herausforderungen für jüdisches Leben

Düsseldorf · In Düsseldorf hat das erste europäische Forum für Vorstände jüdischer Gemeinden und Rabbiner stattgefunden. Diskutiert wurden dabei in erster Linie die Herausforderungen für jüdisches Leben.

Waren im Leo-Baeck-Saal dabei: v.l. Oded Horowitz (Vorstand Jüdische Gemeinde), Gady Gronich (Präsident Rabbiner-Konferenz), Alon Dorn (Jüdische Gemeinde) und OB Stephan Keller.

Foto: Tino Hermanns

Die Rede von Oberbürgermeister Stephan Keller zum ersten europäischen Forum für Vorstände jüdischer Gemeinden und Rabbiner in Düsseldorf war sicher schon etwas länger geschrieben. Der Termin am Mittwochabend im Leo-Baeck-Saal fiel aber in eine Zeit politischer Unruhe in Deutschland. Und so sagte Keller auch einige Worte abseits des Manuskrits. Unter anderem dies: Man stehe im Wort, dass die Brandmauer nach rechts halte.

Dass die Premiere dieses Forums überhaupt in Düsseldorf durchgeführt wurde, hat seinen Grund in der Entstehungsgeschichte. Die Idee dazu hatte Tanya Rubinstein-Horowitz, die Gattin des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in der Landeshauptstadt, Oded Horowitz. Sie stellte während eines Urlaubstreffens die alles entscheidende Frage: Warum gibt es eigentlich keinen größeren Gesprächskreis zwischen Rabbinern und Gemeindevorständen? „Die Thora lehrt uns, dass  niemand unfehlbar ist“, meinte der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz Pinchas Goldschmidt. „Das Forum in Düsseldorf ist nur das erste Event dieser Art, mit dem wir das Leben, die Menschen und die Welt etwas besser machen wollen.“

Der gebürtige Schweizer Goldschmidt erhielt im Mai 2024 als Signal gegen Antisemitismus, Gewalt und Hass, für Toleranz, Dialog und Verständigung sowie als Zeichen der Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in Europa den internationalen Karlspreis. Der so Geehrte war bei der Initialzündung für das Forum dabei, denn ihm wurde die Rubinstein-Horowitz Frage gestellt. Und der Griff zum Telefon, um Gady Gronich, den Präsidenten der europäischen Rabbi-Konferenz, anzurufen, war schnell getan. Erstmals sollte ein gemeinsamer Gesprächskreis der geistlichen und weltlichen Vertreter über die jeweilige Gemeindegrenze hinaus organisiert werden. Also nahm Gronich Kontakt mit der jüdischen Gemeinde Düsseldorf auf, um das neue Veranstaltungsformat aufs Gleis zu setzen.

„Wir wollten ursprünglich schon im vergangenen Dezember zusammenkommen, aber das hat nicht geklappt“, sagt Gemeinde-Vorsitzender Oded Horowitz. „Wir haben die Anzahl der Teilnehmer ganz bewusst auf maximal 40 begrenzt, damit man in kleinem Kreis, offen und ehrlich in den Gedanken und Informationsaustausch gehen kann.“

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So also kamen 37 hochrangige Vertreter jüdischer Gemeinden, darunter eben auch der Karlspreisträger, Gronich, Avichai Apel (Vorstand der deutschen Rabbinerkonferenz) und auch der Historiker Michael Wolfson zur Forums-Premiere. Sie kamen aus Luxemburg, England, Spanien, Israel, Österreich, Norwegen, Tschechien, Schweiz, Dänemark und natürlich Deutschland. Diskutiert wurde in erster Linie über die weltweiten Herausforderungen für jüdisches Leben und wie man sie annehmen und bewältigen kann.

Düsseldorf sei gegen Hass, Hetze und Antisemitismus nicht immun, wie auch Oberbürgermeister Stephan Keller sagte. Und doch ist es für Juden in der Landeshauptstadt noch vergleichsweise ruhig. „Düsseldorf ist ein Vorbild, wie die Gemeinde arbeitet und was sie erreicht hat. Wir wollen von denen lernen, die Brücken gebaut haben“, sagte Apel. „Über Bildung auf allen Ebenen, also nicht nur in Schulen, auch in Firmen, in Vereinen, in Institutionen, einfach überall, kann man Diskriminierung und Ausgrenzung verhindern.“ Das gelte für jede Art von Diskriminierung. „Wir sind doch alles Menschen“, sagte Apel.