Düsseldorf Litauer Bande stahl Luxus-Autos: Jetzt schnappte Polizei den Chef

Ein in Oberkassel gestohlener Range Rover brachte Ermittler auf die Spur. Die Bande knackte Autos mit Laptops und war international tätig.

Andrè Hartwich, Pressesprecher der Polizei Düsseldorf, zeigt ein Foto mit gestohlenen Autos hoch. Die Polizei hat eine Autoschieberbande zerschlagen und vier Wagen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro sichergestellt. Eine Bande hatte sich auf Geländewagen der Luxusklasse spezialisiert.

Andrè Hartwich, Pressesprecher der Polizei Düsseldorf, zeigt ein Foto mit gestohlenen Autos hoch. Die Polizei hat eine Autoschieberbande zerschlagen und vier Wagen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro sichergestellt. Eine Bande hatte sich auf Geländewagen der Luxusklasse spezialisiert.

Foto: Maja Hitij

Düsseldorf. Dieser Fall gibt tiefe Einblicke in die Praktiken professioneller Autoverschieber: Auf teure so genannte SUVs der Reihe „Evoque“ von Range Rover hat eine litauische Bande sich spezialisiert. Doch als die Männer am Donnerstag ein Modell aus einem Autohaus in Oberkassel stahlen, kam die Polizei ihnen auf die Spur, fand weitere gestohlene Fahrzeuge desselben Typs. Am nächsten Morgen gelang die Festnahme zweier mutmaßlicher Täter — einer ist wohl der Kopf der Bande.

Die Autoschieberbande hatte sich vor allem auf teure Geländewagen spezialisiert.

Die Autoschieberbande hatte sich vor allem auf teure Geländewagen spezialisiert.

Foto: Polizei Düsseldorf

Mit Hilfe von Laptops knackten sie Autos, um sie dann meist ins weit entfernte Ausland zu transportieren, arbeiteten mit gefälschten Papieren und Identitäten, genauso wie mit Scheinadressen. Gestern präsentierte die Polizei die bisherigen Ergebnisse ihrer Ermittlungen.

Die Düsseldorfer Polizei hat eine internationale Autoschieberbande zerschlagen und vier Wagen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro sichergestellt.

Die Düsseldorfer Polizei hat eine internationale Autoschieberbande zerschlagen und vier Wagen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro sichergestellt.

Foto: Friso Gentsch

Diese begannen mit dem Diebstahl eines Range Rovers am Donnerstagmorgen vom Gelände eines Autohändlers in Oberkassel. Offenbar war in dem Wagen ein GPS-Chip eingebaut, der es der Polizei ermöglichte, den Weg des gestohlenen Fahrzeugs zu verfolgen. Der führte in ein Gewerbegebiet in Schermbeck nahe Wesel, verkehrsgünstig gelegen gleich an der B58 und zwischen A3 und A31, wie der leitende Ermittler Raimund Dockter gestern erläuterte.

Schnell kam man auf eine Halle, die unter dem erfundenen Namen Roman G. im März angemietet worden war und beantragte einen Durchsuchungsbefehl. Den gab es kurz nach 18 Uhr, etwas später fanden die Weseler Kollegen dort vier Range Rover Evoque, jeweils im Wert von 60 000 bis zu mehr als 100 000 Euro.

Einer davon war der Wagen aus Düsseldorf, die anderen waren zwischen dem 20. und 28. August in Castrop-Rauxel, Mülheim und Dortmund gestohlen worden. Immer hatten sie im Freien gestanden, Ohrenzeugen gab es nie. Die Täter hatten möglicherweise die Alarmanlage ausgeschaltet, dann die Scheiben eingeschlagen und mithilfe von Laptops die Motoren gestartet.

Nach dem Fund der Autos verhielt die Polizei sich weiter unauffällig und ließ die Halle überwachen. Am nächsten Morgen tauchten dann Justas M. (22) und Dovydas K. (25) auf, Düsseldorfer Kollegen nahmen sie fest, als sie die Halle betreten wollten. Bei Justas M. fanden die Beamten einen gefälschten Reisepass, Dovydas K. hatte keine Papiere bei sich. Er hatte sich in Essen eine Scheinadresse zugelegt.

Beide haben keine bekannte Adresse in Deutschland, laut Raimund Dockter kommen sie in „konspirativen Wohnungen“ im ganzen Bundesgebiet unter. Beide machten keinerlei Aussage, Justas K. bot aber an, eine Kaution von 30 000 oder 40 000 Euro zu zahlen, um auf freien Fuß zu kommen — ohne Erfolg: Beide sitzen in Untersuchungshaft, sind wegen vergleichbarer Taten polizeibekannt. Dovydas K. hält die Polizei für den Kopf der — vermutlich 15- bis 20-köpfigen — Bande.

In der Halle in Wesel sind vermutlich in den vergangenen Monaten weitere gestohlene Autos zwischengelagert worden. Ihr Weg führt in der Regel Richtung Osteuropa, inzwischen auch nach Irak oder Tadschikistan sowie über Benelux-Häfen Richtung Afrika.