Borussias starke Frühform

Gegen Ochsenhausen spielte der Meister groß auf.

Düsseldorf. Das waren schon 105 absolut meisterliche Minuten: Die Borussia wies den Tabellendritten der Deutschen Tischtennis-Liga so dermaßen deutlich in die Schranken, dass die Titelverteidigung ein Klacks sein sollte.

Wer Timo Boll nicht näher kennt, der mag seine Analyse nach dem 3:0 gegen Vizemeister Ochsenhausen arrogant gefunden haben: "Sie versuchen alle, Lösungen gegen uns zu finden. Im Moment gibt es keine." Das stimmt zu diesem Zeitpunkt uneingeschränkt.

Die TTF Ochsenhausen hatten im dritten Duell der Saison überraschend ihren Spitzenmann Chuang Chih-Yuan draußen gelassen, der in Normalform auch Boll gefährlich werden kann. Taktische Spielchen vor einem möglichen Wiedersehen in der Play-off-Runde? Schließlich ging es für die Schwaben noch um etwas, die Play-off-Teilnahme ist noch nicht sicher.

Da muss sich Borussia-Trainer Dirk Wagner um die fast schon beängstigende "Frühform" seiner Spieler beinahe Sorgen machen, die sich solche genialen Auftritte für die Play-offs oder das Champions-League-Finale aufsparen könnten. Wagners Erkenntnis: "Sie haben jetzt zum dritten Mal etwas gegen uns versucht. Egal, in welcher Aufstellung sie ankommen, wir sind gewappnet."

Ochsenhausen war in der vergangenen Saison der doppelte Finalgegner, der Borussia aber sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene fast chancenlos unterlegen. Diese Dominanz setzte sich jetzt fort, Boll und Co. sind nach der Fuldarer Niederlage beim TTC Grenzau jedenfalls nicht mehr von der Spitzenposition zu verdrängen.

Das Bemerkenswerte dabei: Timo Boll wirkte nur in fünf der bisher 16 DTTL-Saisonspielen mit, wird auch am kommenden Wochenende an den letzten beiden Spieltagen pausieren. Um die Weihnachtszeit hatte Mannschaftskollege Christian Süß bereits erklärt, dass die Borussia beinahe ohne Boll Meister werden könnte. "Nach der normalen Serie wären wir sicher auch ohne Timo Erster geworden", sagt Süß, lässt aber durchblicken, dass er seinen Doppelpartner in den entscheidenden Spielen gerne an seiner Seite weiß.

Der zweimalige Düsseldorfer Sportler des Jahres nimmt es lächelnd hin, weiß um seine Bedeutung für das Team: "Es ist ein gutes Gefühl, dass sie auch ohne mich was reißen könnten. Aber gegen Fulda beispielsweise könnte es knapp werden." Wenn es gegen Abwehrspieler wie Wang Xi geht, sehen Süß, Seiya Kishikawa und Trinko Keen selten gut aus. Da braucht es einen Boll, um die doppelte Titelverteidigung anzustreben.

Ochsenhausens Präsident Rainer Ihle brachte es auf den Punkt: "In der momentanen Verfassung wird es für jede Mannschaft in Europa schwer, Düsseldorf zu schlagen."