Düsseldorf. Griechenland ist nicht gerade die Heimat erfolgreichen Wintersportler, aber die Wiege antiker Götter. Die leben auf dem Olymp, der immerhin 2950 Meter in den Himmel ragt und auch für die Olympischen Winterspiele Pate stand. Dort einmal ihre hellenische Heimat zu vertreten, davon träumen die Hellas Curler, die alle aus Düsseldorf und Umgebung stammen. "Griechenland ist überall dort, wo das griechische Herz schlägt", stellt Dimitrios Kolonas klar. Sein Herz und das seiner Freunde beschleunigte 2002, als sie auf dem Weg in den Snowboardurlaub einen Radiobericht über das turbulente Leben im Olympischen Dorf in Salt Lake City hörten. Da wollten sie auch fröhlich mitmischen. Nur wie? Eine Sportart musste her, die in der Region und jenseits der Dreißig betrieben werden kann: Curling. Seitdem trainiert das Team zwei Mal die Woche beim Curling Club Düsseldorf und "wischen" im Stadion an der Brehmstraße das Eis, was das Zeug hält. "Das hat nichts mit Putzen zu tun", klärt Kolonas auf. "Viele unterschätzen das Wischen. Hier werden massive Kräfte eingesetzt, um die Steine zu beeinflussen." Etliche Kilometer kommen da bei einem Spiel über zehn Ends (Durchgänge) zusammen, bei dem pro End acht Steine durch das Wischen in Richtung Ziel gelenkt werden. Da sind Technik und noch mehr Taktik gefragt.
Platz 19 bei der Europameisterschaft reicht nicht für die Qualifikation
Dem beliebten Vergleich mit Schach stimmt der Wintersportler nur bedingt zu: "Sicherlich hat Curling mit komplexem Denken zu tun. Es muss jedoch die Kluft zwischen Gedanken und Umsetzung überwunden werden." Wenn die Steine nicht so wollen, wie sie sollen, sei spontaner Wechsel der Strategie gefragt. Mit ihr werden Steine der gegnerischen Mannschaft blockiert oder gar aus dem Spiel geschmissen. "Curling ist ein Gentlemen-Sport", betont Kolonas, der Konkurrenzkampf würde jedoch härter. Nicht nur Verbände, auch Sponsoren wollen gute Platzierungen sehen - auch in Füssen bei der Europameisterschaft. Hier mussten die Griechen in einer schweren Gruppe gegen Curling-Nationen wie Irland und die Niederlande antreten und leider mit dem 19. Platz ihr Ziel Olympia erst einmal auf Eis legen. Ihrem Traum vom wilden Sportlerleben sind sie dennoch näher gekommen. Mit ihrer Team-Kleidung setzen sie modische Trends in der konservativen Szene und liefen bei der EM in Garmisch 2005 sogar mit Cheerleadern ein. "Wir zeigen, dass Curlingsport mit Vergnügen zu kombinieren ist. Den Sport nehmen wir aber trotzdem sehr ernst." So wischen sich die Hellas-Curler den steinigen Weg zum Olymp weiter kräftig frei.
Curling
Eis-Schach: Curling ist ein auf dem Eis gespielter Sport, der dem Boulespiel ähnelt. Zwei Mannschaften zu je vier Spielern versuchen, auf einer Eisbahn ihre Curlingsteine näher an den Mittelpunkt eines Zielkreises zu spielen als die Gegner. Dabei werden auch Besen benutzt, um den Stein schneller zu machen. Curling ist besonders in Kanada, Schottland, Skandinavien und der Schweiz populär und wird wegen der vielen taktischen Raffinessen auch als Schach auf dem Eis bezeichnet. Curling gehört zu den Präzisionssportarten und ist seit den Olympischen Spielen in Nagano 1998 eine olympische Sportart.