Tour de France "Die Menschen werden mehr Rad fahren"
Die Tour de France ist in wirtschaftlicher Hinsicht ein sehr wichtiges Ereignis für die Landeshauptstadt.
Düsseldorf. Mitreißend, engagiert, fördernd und wirtschaftsnah — mit diesen Attributen wirbt die Sportstadt Düsseldorf für sich selbst. „Mit Sport funktioniert es besonders gut, die Landeshauptstadt für Bürger und Touristen attraktiv zu machen“, sagte Martin Ammermann, Geschäftsführer Düsseldorf Congress Sport und Event, gestern beim Sponsors Business Summit (SpoBiS) im CCD Congress Center der Messe. Im kommenden Jahr werde die Stadt international besonders im Fokus stehen. Denn innerhalb von nur vier Wochen finden hier die Tischtennis-Weltmeisterschaft, der Grand Depart („die große Abfahrt“), also der Start der Tour de France, und die Triathlon-Europameisterschaft statt.
Ammermann gewährte Einblicke hinter die Kulissen des Gerangels um die Vergabe großer Sportveranstaltungen. „Von zehn Events schauen wir uns fünf näher an, davon bleiben vielleicht drei übrig und am Ende machen wir dann insgesamt eine.“ Für eine Sportstadt mit 110 000 Aktiven in insgesamt 360 Vereinen sei es immens wichtig, das eigene Profil zu kennen und bewusst Schwerpunkte zu setzen.
„Düsseldorf gilt wegen der Erfolge der Spieler von Borussia als Tischtennis-Hochburg. Zudem als Eishockey-Standort und auch Fußball gehört dazu, auch wenn die Fortuna derzeit nicht sonderlich erfolgreich ist“, sagte Ammermann. Beim Zuschlag für die Tischtennis-Weltmeisterschaft habe sich Düsseldorf gegen Dortmund und Stuttgart durchgesetzt.
Die den Angaben zufolge „größte Hallensportveranstaltung der Welt“ werde im Mai und Juni 2017 in der Messe ausgetragen, diese wiederum habe eine enge Kooperation mit der Messe in Shanghai geschlossen. Und weil Tischtennis Volkssport in China sei, werde die WM ausführlich und live im Reich der Mitte übertragen. „Das ist alles aufeinander abgestimmt. Es kommt uns darauf an, dass ein Event nachhaltig auf die Marke Sportstadt Düsseldorf einzahlt“, sagte der Geschäftsführer.
Kräftigen Rückenwind versprechen sich die Verantwortlichen um Oberbürgermeister Thomas Geisel insbesondere vom Start der Tour de France im kommenden Jahr. Das Radrennen gilt als drittgrößtes Sportereignis der Welt. Insgesamt vier Tage, vom 29. Juni bis zum 2. Juli 2017, wird das internationale Fahrerfeld in Düsseldorf zu Gast sein. Dazu gehören auch Einzelzeitfahrten (Prolog) und die Vergabe der ersten Punkte in der Bergwertung am Grafenberger Wald.
„Wir gehen davon aus, dass rund eine Million Menschen in diesen vier Tagen nur wegen der Tour nach Düsseldorf kommen werden“, berichtete Karsten Hollasch, Leiter Sport Business des Beratungsunternehmens Deloitte auf derselben Veranstaltung. Im Auftrag des Rathauses hatten die Wirtschaftsprüfer insgesamt 2.104 Einwohner in einem Umkreis von circa zwei Autostunden um die Landeshauptstadt zu ihren Erwartungen an dieses Event befragt. „In den Bereichen Hotellerie und Gastronomie schätzen wir einen Gesamtumsatz von rund 57,1 Millionen Euro“, trug Hollasch vor und ergänzte: „Der Gewinn im Bereich Gewerbesteuer wird dann für Düsseldorf bei rund 1,9 Millionen Euro liegen.“
Einen nachhaltigen Gewinn für die Kommune versprechen sich die Organisatoren von einem Effekt, der bereits in anderen Städten wie Rotterdam, Lüttich und Utrecht nach dem Ausrichten des Tour-Starts zu beobachten gewesen sei: „Es ist erwiesen, dass die Menschen mehr Rad fahren, wenn die Tour in der Stadt war“, sagte Hollasch. Es gibt aber auch viele Kritiker, die glauben, dass die Stadt zu viel Geld für die Finanzierung des Tour-Starts ausgibt.