Die Rhein Vikings starten in das Abenteuer 2. Bundesliga
Der neue Verein aus Neuss und Düsseldorf steht vor seinem historischen ersten Spiel in Bietigheim.
Düsseldorf. Monatelang wurde geplant und verhandelt. Zwischen dem ART Düsseldorf und dem Neus-ser HV, mit den beteiligten Städten, potenziellen Sponsoren, neuen Spielern und Mitarbeitern. Ein neuer Name musste ebenso her wie ein neues Logo, neue Trikots sowie neue Kommunikations- und Vertriebskanäle. Am Wochenende wird es nun ernst, der erste Spieltag für den neuen Handball-Zweitligisten HC Rhein Vikings steht an. Für das Neuss-Düsseldorfer Kooperationsteam geht es morgen per Bus in die Nähe von Stuttgart, wo am Sonntag (18 Uhr) der Saisonauftakt bei der SG BBM Bietigheim ansteht.
Dass zum Gelingen des ehrgeizigen Projekts vor allem gehört, sich auf dem ohnehin schon hart umkämpften Profisport-Markt in der Region durchzusetzen, wissen sie bei den Vikings. Zahlreiche Fußball-, Eishockey- und Handball-Teams, aber auch Tagesvents wie Marathon-Läufe oder Radrennen streiten sich ja seit Generationen um Fans, Sponsoren und öffentliche Gelder. „Wir sind Retorte, wir müssen uns das, was Fortuna und die DEG haben, erst erarbeiten“, sagte Geschäftsführer René Witte bei der gelungenen Saisoneröffnung vor 3300 Zuschauern im Castello gegen den THW Kiel.
Dass es dafür vor allem sportlichen Erfolg braucht, ist kein Geheimnis. Gerade in einer Stadt wie Düsseldorf, wo Profi-Handball schon mehrfach gescheitert ist, sonnen sie sich ja gern im Glanz der Sieger. Entsprechend ambitioniert sind die Ziele: Die Bundesliga soll es langfristig sein.
Im ersten Jahr in der 2. Liga gehe es aber lediglich um den Klassenerhalt, wiederholen alle Beteiligten immer wieder. Also geht Ceven Klatt demütig in das erste Ligaspiel der jungen Vereinsgeschichte: „Bietigheim ist ein absolutes Spitzenteam und wird sicher ganz oben mitspielen. Die SG ist ohne Zweifel klar der Favorit und wir der Außenseiter“, sagt der Trainer und fordert von seinem Team „geduldig zu spielen, denn Bietigheims große Stärke ist das Umschaltspiel“.
Vielleicht war es also gar nicht so schlecht, vergangene Woche gegen das Topteam des SC Magdeburg ordentlich auf die Mütze bekommen zu haben. „Das Schöne an so einem Gegner ist, dass er uns die Fehler gnadenlos aufzeigt“, hatte Klatt nach der 20:33-Niederlage im DHB-Pokal gesagt. Weil sein Team im ersten Pflichtspiel der Vereinsgeschichte noch mal hautnah erlebt hatte, was passiert, wenn man sich nicht an die Absprachen hält und es zu sehr und zu hektisch durch die Mitte versucht.
Auch beim SC Magdeburg wissen sie ja, wie man aus Ballverlusten des Gegners Kapital schlägt. Das bewies der SCM vor der Pause phasenweise im Minutentakt, weil die Vikings immer wieder „viel zu früh abgeschlossen“ hatten, wie Rechtsaußen Nils Artmann hinterher selbstkritisch anmerkte. Das Ergebnis waren ebenso viele Ballverluste wie Tempogegenstöße und ein uneinholbarer Elf-Tore-Rückstand zur Pause.
Weil es nach dem Seitenwechsel besser lief und die Neuss-Düsseldorfer das Spiel in Teilen gar ausgeglichen gestalteten, konnten sie am Ende noch etwas mitnehmen. „Wir haben uns später deutlich besser verkauft als in der ersten Halbzeit. Man geht nicht traurig nach Hause, natürlich auch nicht zufrieden, das wäre komisch, aber das sollte uns nicht daran hindern, mit einem guten Gefühl nach Bietigheim zu fahren“, sagte Artmann.
Um das gute Gefühl dort möglicht lange zu konservieren, geht es am Sonntag darum, sich an das System zu halten. Das wird ähnlich aussehen wie gegen Magdeburg. Zwar bringt Ligakonkurrent Bietigheim natürlich längst nicht so viel Qualität mit wie der Pokal-Gegner, „lange Angriffe zu spielen“ und „breit abzuschließen“ (Klatt) dürfte aber erneut im Matchplan stehen.
Bitter ist für den Coach, dass in Kapitän Bennet Johnen (Bandscheiben-Operation), Heider Thomas (Muskelfaserriss im Trizeps) und Dennis Aust (Muskelprobleme im Oberschenkel) wohl drei wichtige Stützen ausfallen. „Gerade deshalb wird es wichtig sein, uns auf uns zu konzentrieren und unsere Stärke im Abwehrspiel in die Waagschale zu werfen“, sagt Klatt. So ein historisches erstes Ligaspiel gibt es schließlich nur einmal.