Doppelte Generalprobe am Seestern
Für die Nationalmannschaft war das Vier-Nationen-Turnier ein Testlauf für die WM, für Düsseldorf einer für die „Pro League“.
Martin Häner ist es gewohnt, verschiedene Aufgaben parallel zu bewältigen. Häner, 29, ist seit 2005 Hockey-Nationalspieler — und obwohl ihn seine mehr als 200 Länderspiele auf alle Kontinente geführt haben, studierte er nebenbei Medizin. Weswegen der Olympiasieger von 2012 in seiner Berliner Heimat auch mal „Dr. Hockey“ genannt wird.
Seine Multitasking-Qualitäten musste Häner gestern Mittag auch Am Seestern unter Beweis stellen. Die eigentliche Arbeit — das Vier-Nationen-Turnier mit Spielen gegen Frankreich (6:1), Irland (4:0) und Argentinien (3:3) — war getan, da begann für den Kapitän der wahre Stress. Hier ein Foto, dort ein Autogramm auf Schläger, Trikot oder Poster, hier ein Handschlag mit einem Argentinier, dort ein Interview.
Häner meisterte das alles mit einem Lächeln. So oft kommt es ja nicht vor, dass man als Hockey-Spieler um Selfies oder Unterschriften gebeten wird, das muss man ausnutzen. Vor allem, wenn die Laune durch den Turniersieg ohnehin gut ist. „Es ist immer schön, vor heimischem Publikum zu spielen. Die Wege hier in Düsseldorf zwischen Anlage und Hotel sind kurz, und sportlich können wir zufrieden sein.“ Wobei Häner nicht verschweigen wollte, dass der Punktverlust zum Abschluss gegen Olympiasieger Argentinien nicht geplant war.
Stefan Kermas sah das ähnlich. Der Bundestrainer hatte den „Four Nations Cup“ ja zum Gradmesser ernannt. „Sind wir konkurrenzfähig?“, wollte er mit Blick auf die WM Ende des Jahres in Indien wissen. Und auch wenn längst nicht alles rund lief — meistens kam sein Team erst nach der Pause ins Rollen — war er zufrieden.
Das galt auch für Thomas Tekotte aus dem Vorstand des Düsseldorfer Hockeyclubs, der das Turnier mit dem DSD organisierte. Im Herbst gab es die ersten Gespräche, zuletzt mehrere Treffen wöchentlich. Von Donnerstag bis gestern waren 100 freiwillige Helfer aus beiden Vereinen im Einsatz.
Das sei „eine tolle Zusammenarbeit“ gewesen, sagte Tekotte, dessen Club bereits häufiger mit den Kollegen aus Grafenberg kooperiert hat, seit Jahren wechselt der Four Nations Cup zwischen Hamburg und Düsseldorf, innerhalb der Stadt zwischen DHC und DSD.
Der Hockey-Kalender hat künftig aber keinen Platz mehr für das Turnier, weil sich der Weltverband etwas Neues ausgedacht hat: die „Hockey Pro League“. Eine Liga für die besten Nationalmannschaften, die über Monate in diversen Ländern steigt. Geht es nach DHC, DSD und Stadttochter „D.Live“, findet ein Teil davon irgendwann in Düsseldorf statt.
Da sei das jetzige Vier-Länder-Turnier doch „eine ganz gute Generalprobe“ gewesen, sagte Tekotte. Auch wenn bei der Pro League alles etwas größer ist. Allein die Zusatztribünen müssten 5000 Fans fassen.
Dieses Jahr war das nicht nötig. Das gestrige Topspiel zwischen den Olympiasiegern von 2008 und 2012 (Deutschland) und 2016 (Argentinien) war mit 1250 Zuschauern gut besucht, die ersten Turniertagen eher mager. Da waren es deutlich unter 1000. Das sei ein „Wehrmusttropfen“, gab Thomas Tekotte zu. Der Termin in den Ferien und die Hitze hätten wohl den ein oder anderen Hockey-Fan abgehalten, an den Seestern zu kommen.