Düsseldorf Ein Höhepunkt jagt den nächsten
In der Vorwoche wurde Annika Sprink in den Olympia-Kader berufen, am Sonntag will sie mit dem DHC Deutscher Meister werden.
Düsseldorf. Annika Sprinks Handy vibriert nicht mehr ganz so häufig in diesen Tagen. Das war vor einer Woche noch ganz anders. „Die Nominierung war noch gar nicht richtig öffentlich, da hatte ich schon ein Dutzend Glückwünsche per SMS geschickt bekommen“, erzählt die 20 Jahre alte Hockeyspielerin vom Düsseldorfer HC. Völlig überraschend hatte sie Bundestrainer Jamilon Mülders für die Olympischen Spiele in Rio nominiert. „Es war schön zu sehen, wie viele Menschen sich mit mir und für mich gefreut haben“, sagt Sprink.
Es sind Wochen voller Highlights, die die junge DHC-Spielerin momentan durchlebt. An diesem Wochenende steht das nächste an: Mit ihren Oberkasseler Teamkolleginnen tritt Sprink bei der Deutschen Endrunde in Mannheim an. Freitag (14.15 Uhr) steht das Halbfinale gegen den Titelverteidiger UHC Hamburg auf dem Programm. Am Sonntag möchte sich der DHC im Endspiel zum Deutschen Meister krönen. „Wenn wir unsere beste Leistung zwei Mal abrufen, ist das auch möglich. Wir fahren dorthin, um zu gewinnen“, erklärt Sprink voller Selbstbewusstsein.
Das hat schon vorher nicht gefehlt, die Olympia-Nominierung hat ihr aber noch mal einen zusätzlichen Motivationsschub verliehen: „So richtig werde ich das wohl erst realisieren, wenn ich im Flieger nach Rio sitzen werde“, sagt die Abwehrspielerin, die in kürzester Zeit durchgestartet ist.
Vor zweieinhalb Jahren erst wechselte Sprink vom Regionalligisten Club Raffelberg aus Duisburg zum DHC. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga etablierte sie sich mit ihrem neuen Verein prompt in der nationalen Spitze. Sprink selbst explodierte in ihren Leistungen förmlich und schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft. „Annika ist defensiv die stärkste Verteidigerin in Deutschland“, adelt DHC-Coach Nico Sussenburger seine Spielerin.
Der Trainer formte Sprink maßgeblich zur Spitzenathletin, entwickelte sie körperlich, spielerisch und taktisch enorm weiter. „Ich habe mich an das Niveau in der Bundesliga gewöhnt. Die Zeit beim DHC und mit Nico als Trainer hat mich weitergebracht“, sagt die 20-Jährige selbst.
Davon soll am Samstag wieder ihr Team profitieren. Und das wird auch nötig sein, denn das Duell mit Titelverteidiger UHC verspricht Hochspannung. Zwar schicken die Düsseldorferinnen gleich drei Spielerinnen nach Rio — neben Sprink auch Lisa Marie Schütze und Selin Oruz —, die Hamburgerinnen sind aber gleich zu fünft in der Nationalmannschaft vertreten. Eventuell kommt noch eine sechste Spielerin hinzu. Insbesondere durch die Klasse der UHC-Offensive erwartet die junge DHC-Verteidigerin viel Arbeit. Die Angreiferinnen Charlotte Stapenhorst, Eileen Hoffmann und Marie Mävers zählen zur Creme de la Creme der deutschen Hockeyszene. Stapenhorst holte sich die Torjägerkrone in der Hauptrunde.
Nico Sussenburger, DHC-Trainer
In Rio werden die drei Hamburger Angreiferinnen an der Seite von Sprink um eine Medaille kämpfen. Doch das spielt am Freitag keine Rolle. Bei der Endrunde in Mannheim wollen sie die Düsseldorferin düpieren. Umgekehrt sieht es ähnlich aus: „Wenn wir gemeinsam als Mannschaft verteidigen, können wir Hamburg schlagen. Wir müssen uns richtig reinkoffern“, sagt Sprink.
Reinkoffern? Sprinks eigene Wortschöpfung verrät viel über sie selbst. Die 20-Jährige ist eine Arbeiterin, die sich aber gerade auch in Sachen Spieleröffnung und Ballbehandlung stark entwickelt hat. Körperlich zählt sie längst zu den Fittesten. Kurios: Vor Spielen wirkt sie auf Außenstehende meist nervös und unsicher. „Wenn der Ball dann rollt, ist Annika da. Wir können uns voll auf sie verlassen, sie spielt unheimlich konstant“, lobt Trainer Nico Sussenburger. „Von Nervosität ist auf dem Platz bei ihr nie etwas zu spüren.“
Genau diese Qualitäten haben offensichtlich auch den Bundestrainer überzeugt. Vor Annika Sprink liegt eine Zeit voller Höhepunkte. Ende des Jahres will sie ihr Studium aufnehmen. Sie setzt dabei auf die Fächerkombination Sport, Event und Medien. Vorher will Sprink die sportlichen Highlights selbst genießen. Am Wochenende winkt der Deutsche Meistertitel. Bei Olympia in Rio dabei zu sein, ist für Sprink aber schon jetzt die viel größere Auszeichnung.