Düsseldorf. Olaf Ketzer wusste es vorher. "Wunder gibt es im Fußball immer wieder", hatte der Trainer des Fußball-Verbandsligisten SC West zu Beginn der Woche gesagt. Am Mittwoch wurde Ketzer in seiner Behauptung bestätigt. In der zweiten Runde des Niederrhein-Pokals schaltete West den Regionalligisten Wuppertaler SV Borussia völlig überraschend, aber absolut verdient mit 2:1 (1:1, 1:0) nach Verlängerung aus und trifft nun im Viertelfinale (auswärts) auf den Oberligisten SSVG Velbert. Als Schiedsrichter Roland Inderhees die keinesfalls hochklassige jedoch immer spannende Partie vor 800 Zuschauern um exakt 17.35 Uhr abpfiff, kannte der Jubel auf Seiten der siegreichen Oberkasseler keine Grenzen mehr. Die in weiß-blau gekleideten Akteure sangen und tanzten ausgelassen auf dem Kunstrasen, während die auf ganzer Linie enttäuschenden Gäste mit hängenden Köpfen in die Kabine schlichen. "Heute haben wir endlich mal wieder ein Zeichen gesetzt. Dieser Sieg muss uns Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben geben", sagte Wests Mittelfeldspieler Sebastian Schweers. Ausgerechnet der 20-jährige Youngster avancierte im Pokalkrimi zum Matchwinner.
Ausgerechnet der gescholtene Schweers sorgt für Entscheidung
Noch am Sonntag hatte Olaf Ketzer seinem talentierten Spielmacher die Hauptschuld für die 0:2-Niederlage im Ligaspiel in Radevormwald gegeben, nachdem sich Schweers eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 0:0 einen dummen Platzverweis einfing. Am Mittwoch nun machte Schweers seinen Fehler wieder wett. "Der Trainer hatte allen Grund dazu, sauer auf mich zu sein. Ich hoffe, ich habe die richtige Reaktion gezeigt", sagte Schweers. Sieben Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als er im Gäste-Strafraum den hüftsteifen Andre Wiberink zum Tanz bat. Dieser konnte sich nur mit einem Foulspiel helfen. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst nervenstark zum 2:1. Die Führung für den Außenseiter war spätestens zu diesem Zeitpunkt verdient. Zwar hatte West nach starker Anfangsphase und Chancen von Kägebein (8.) und Schweers (15.) bis zur 75. Minute Probleme, sich in der Offensive zwingend in Szene zu setzen. Doch dafür wussten die Platzherren in der Defensive durch eine gute Raumaufteilung und enormes Engagement zu gefallen.
Der Favorit aus Wuppertal enttäuschte in allen Belangen
Der mit einer Mischung aus Regionalliga- und Oberligaakteuren angetretene WSV war zu keiner Zeit in der Lage, einen Klassenunterschied deutlich zu machen, geschweige denn Druck aufzubauen. Bezeichnend für die spielerische Armut des konzeptlos wirkenden Favoriten war die Tatsache, dass das schmeichelhafte Führungstor im Anschluss an einen Freistoß fiel. Der mit aufgerückte Wiberink überwand Dominique Clemens aus kurzer Distanz (36.). Es war eine der wenigen Chancen, die sich die Gäste im gesamten Spiel erarbeiteten. West stemmte sich mit den Abwehrspielern Franciamore und Steinforth als überragenden Kräften vehement gegen das drohende Aus und wurde belohnt. Eine Viertelstunde vor Schluss nahm sich Tarek Ben Lharbi ein Herz und zimmerte den Ball volley aus 22 Metern auf das von Sascha Samulewicz gehütete Gehäuse. Der Ball klatschte an die Latte, von dort aus an Samulewicz´ Rücken und trudelte schließlich ins Tor. Ben Lharbis Traumtor machte Ketzers Wunder möglich.
SC Düsseldorf West - Wuppertaler SV B. n.V. 2:1
West: Clemens - Franciamore, Hecker, Steinforth, Munteanu (79. Körs) - Gelzer, Rossow, Bryks, Schweers, Ben Lharbi (107. Nahimi) - Kägebein (113. Matenar)
WSV: Samulewicz - Malura, Mehnert, Wiwerink, Tavarez (55. Seidenzal) - Dogan, Marten, Hammes - Cerezo (38. Uelker) - Öztürk, Pasiov (70. Fudala)
Schiedsrichter: Roland Inderhees (Kaldenkirchen)
Zuschauer: 800
Tore: 0:1 (36.) Wiberink, 1:1 (75.) Ben Lharbi, 2:1 (103., Foulelfmeter) Schweers