Hallenhockey Ohne Drama geht es nicht: DHC ist endlich Meister
Düsseldorf · Nach zwölf Siegen am Stück scheint im Finale alles schief zu gehen für die Damen des Düsseldorfer Hockeyclubs. Doch dann beweist das Team vom Seestern Charakter, kommt zurück und feiert den Hallen-Titel.
Wer am Sonntagmittag durch Mülheims größte Sporthalle ging und den Protagonisten bei ihren Ausführungen lauschte, der konnte schnell auf die Idee kommen, das Finale um die Deutsche Hallenhockey-Meisterschaft sei mal wieder nichts gewesen aus Düsseldorfer Sicht. Hier stand Trainer Nico Sussenburger und meckerte über gleich sechs vergebene Strafecken („Der ganze Ablauf war von A bis Z viel zu schlecht“), dort blickte Kapitänin Selin Oruz auf den verpatzten Start zurück („Ich dachte mir: Nicht schon wieder“), ein paar Meter weiter ärgerte sich Torjägerin Greta Gerke über ihre vergebene Großchance am Ende („Wie lange spiele ich jetzt Hockey? Den muss ich einfach machen“).
Endspiele und die Frauen vom Düsseldorfer HC, das passte zuletzt ja wenig zusammen. Drei Mal stand das Team vom Seestern in den vergangenen vier Jahren im Finale um die Hallen-Meisterschaft, drei Mal jubelten am Ende die Gegnerinnen. Und auch an diesem Sonntag in Mülheim sah es zunächst nicht gut aus. Keine sechs Minuten waren gespielt, da stand es bereits 3:0 für den Club an der Alster aus Hamburg. Die Düsseldorferinnen hatten noch nicht mal aufs Tor geschossen. Trainer Sussenburger schüttelte nur noch seinen mittlerweile roten Kopf, Angreiferin Gerke fühlte sich „wie im falschen Film: Die schlechtesten fünf Minuten der Saison, und das ausgerechnet im Finale“, sagte sie hinterher. Was sie allerdings auch sagte: „Mir war klar, dass wir das noch machen.“ Und das taten sie auch.
Drei Endspiel-Niederlagen in vier Jahren
7:6 nach Penaltyschießen hieß es am Ende für den DHC, der nach 2015 seinen zweiten Meistertitel gewann. Und vielleicht musste das auf diese Weise passieren. Ein souveräner Erfolg hätte nicht zu den Dramen gepasst, die die Düsseldorferinnen in den vergangenen Jahren erlebten. Auch auf dem Feld scheitern sie ja gern mal unglücklich auf den letzten Metern. Doch dieses Jahr sei irgendetwas anders gewesen, sagte Selin Oruz. „Wir haben uns gut entwickelt und sind als Team zusammengewachsen, bei uns steht eine hinter der anderen.“
Das war bislang nicht nur draußen zu erleben, wo der DHC nach der Hinrunde ohne Niederlage an der Tabellenspitze steht, in der Halle ging es gleich so weiter. Der Weg ins Finale verlief so glatt wie nie in der mittlerweile 114 Jahre langen Geschichte des Vereins vom Seestern. Am Ende der Gruppenphase standen zehn Siege aus zehn Spielen mit einer fast unverschämten Tordifferenz von plus 54.
12:4 im Viertelfinale, 5:1 im Halbfinale
So ging es auch im Viertelfinale weiter, wo der DHC den Harvestehuder THC mit 12:4 aus der Halle schoss. Eindrucksvoller hatte sich niemand für das Final Four in Mülheim qualifiziert. Und auch dort gab es zunächst nichts zu meckern, am Samstag im Halbfinale hieß es 5:1 gegen den Mannheimer HC.
Da habe sie auch der verpatzte Start gegen Alster nicht aus der Bahn werfen können, verrieten die Spielerinnen hinterher. „Wir wussten, dass in einem Finale viel möglich ist, gerade in der Halle“, sagte Oruz. Nicht mal vor dem Penaltyschießen hätten sie Angst gehabt, obwohl sie das im vergangenen Jahr gegen denselben Gegner noch verloren hatten. „Aber es war klar, dass wir dran sind. So viel Pech, wie wir zuletzt hatten, kann man einfach nicht haben“, sagte Torhüter Nathalie Kubalski, die mit zwei abgewehrten Hamburger Versuchen zur Heldin wurde.
Sie teilte sich den Titel mit der überragenden Elisa Gräve. Zwei Mal traf die 22-Jährige in den regulären 60 Minuten, dazu bereitete sie ein Tor vor und verwandelte ihren Penalty. Hinterher wurde sie zur besten Spielerin des Finales ernannt. „Unfassbar“ sei das alles, sagte sie übers Hallenmikrofon zu den 2500 Zuschauern, mehrere hundert davon aus Düsseldorf, die ihr Team mit Trommeln und Gesängen, mit Trikots und Fahnen unterstützten. Nicht nur deswegen sagte Gräve hinterher: „Wir wussten, dass heute unser Tag ist.“
Der Erfolg ändere nichts am grundsätzlichen Weg
Das war spätestens zu spüren, als Greta Gerke das 1:3 erzielte. Kurze Zeit später erzielte Gräve ihr erstes Tor. Die Hamburgerinnen waren fast nur noch über Ecken gefährlich. Eine verwandelten sie noch zum 4:2, doch noch vor der Pause verkürzte Oruz erneut, ehe der DHC das Spiel nach dem Seitenwechsel komplett drehte: Erneut Gräve und Alisa Vivot sorgten für die erste Führung des Tages. Doch noch gab sich Alster nicht geschlagen und kam noch mal zurück. Im Penaltyschießen hatten die Düsseldorferinnen dann den längerem Atem.
Das freute vor allem Trainer Sussenburger, der sich grundsätzlich für das Vertrauen bedankte, das ihm am Seestern entgegengebracht werde: „Das ist jetzt mein siebtes Jahr im DHC, ich darf schalten und walten“, sagte Sussenburger, für den sich jetzt allerdings nicht viel ändern werde. Er und Co-Trainer Mark Spiecker „gehen losgelöst von Ergebnissen einen Weg, den wir auch in Zukunft weitergehen“, sagte Sussenburger. Der Konkurrenz muss das vorgekommen sein wie eine Drohung.