Leichtathletik Madukas amerikanischer Traum

Vor einem Jahr ging Jessie Maduka nach Kalifornien. Dort studiert und trainiert die 19-Jährige vom ART an der berühmten UCLA.

Foto: David Young

Düsseldorf. Eigentlich hat Jessie Maduka derzeit Semesterferien und sollte sich von einer strapaziösen Leichtathletiksaison in den USA erholen. Dort hat die 19-Jährige gerade ihre erste Saison an der UCLA in Los Angeles erfolgreich hinter sich gebracht. Doch ausruhen und erholen kann sich die Weitspringerin in Diensten des ART Düsseldorf nicht.

Bereits Anfang Mai in Los Angeles hatte sie sich mit der Weite von 6,29 Meter für die U 20-EM qualifiziert, bei der deutschen Ausscheidung vor 14 Tagen in Mannheim dann auch das EM-Ticket gelöst. „Ich habe am Samstag den Ausscheidungswettkampf und denke, dass ich den auch überstehe“, sagt Jessie Maduka optimistisch. Die zu erreichende genaue Sprungweite kennt sie derzeit noch nicht, vermutet aber, dass es 6,05 Meter sein werden. „Ich stehe an der sechsten Stelle der Meldeliste. Daher denke ich, dass ich auch im Finale am Sonntag dabei sein kann."

Aus dem einstigen Düsseldorfer Kinderstar, der seiner Konkurrenz um Welten voraus war und als gerade mal 16-Jährige Vize-Weltmeisterin mit der deutschen U-20-Sprintstaffel geworden war, ist inzwischen eine selbstbewusste junge Frau geworden. Ihre Großmutter und langjährige Förderin Hannelore Vreys wundert sich: „Eine solchen Weg hätte ich ihr am Anfang gar nicht zugetraut“, sagte sie. Wobei Insider wissen, dass vor allem Vreys alles dafür getan hatte, dass ihre einstmals recht scheue Enkeltochter diesen Weg gehen konnte.

Und der hat sie mittlerweile in eine völlig andere Sport-Welt geführt. Maduka studiert an der University of California Los Angeles (UCLA) Psychologie. „Das gefällt mir sehr und macht mir viel Spaß“, sagt die 19-Jährige, die den Sprung in die USA aber nicht allein wegen der Studieninhalte gewagt hat. Da Hochleistungssport an den amerikanischen Universitäten eine große Rolle für das Image der Hochschulen spielt, bekommt Maduka an der UCLA alle nur denkbare Unterstützung. „Es gibt kein Problem, Training und Studium miteinander optimal zu verbinden“, erklärt Maduka und berichtet von den Unterschieden der Sportsysteme: Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in den USA kaum Leichtathletik-Vereine. Leichtathletik —track and field genannt — mit einer Vielzahl von Weltklasse-Athleten wird hauptsächlich von Unis und Colleges getragen. Naturgemäß arbeiten dort auch viele der weltbesten Trainer.

Dass sich diese nun auch um die Düsseldorferin kümmern, liegt an ihren überragenden Leistungen als Kind und Jugendliche. Anstatt die teuren Studiengebühren zahlen zu müssen, bekam Jessie Maduka aufgrund ihrer vielen Top-Leistungen (u.a. zwei deutsche Meistertitel in der U 18 im 100-Meter-Lauf und Platz sechs bei der U 18-WM- vor zwei Jahren) ein Stipendium an der UCLA. Dort bewohnt sie mit der um wenige Tage jüngeren, aber um noch vier Zentimeter größeren (1,88 Meter) Kimani Austin-Reese aus Miami (Florida) ihre Studentenbude. „Da haben sich gleich die beiden Richtigen gefunden“, sagt Hannelore Vreys, die auf ihrem Handy ein Bild der beiden hat. Und es jedem stolz zeigt, der nach ihrer Enkelin fragt.

Abgesehen von der grundsätzlichen Organisation seien die sportlichen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland gar nicht so groß: „Vieles ist ähnlich, manches aber auch anders. Ich habe viel mehr Kraft-Training gemacht. Und die Konkurrenz im Team ist natürlich viel größer, wir sind sehr stark“, sagt Maduka, die sich an der UCLA im Leichtathletik-Team durchgesetzt hat. So freut sie sich bereits, wenn es im September wieder nach Kalifornien.

Doch zunächst steht auch in Europa noch einiges an. Heute und morgen startet sie bei den U 20-Europameisterschaften im schwedischen Eskilstuna, danach geht es zu den Deutschen Meisterschaften nach Nürnberg sowie den U 20-Meisterschaften nach Jena am Ende des Monats. Dann kann sie endlich richtig ausruhen — für die nächste anstrenge Leichtathletik-Saison in Los Angeles.