Ein Abschied mit Wehmut
Robert Heinrichs verlässt die HSG Düsseldorf nach dieser Saison. Der 33-Jährige stellt Familie und Beruf in den Vordergrund.
Düsseldorf. Akrobatisch fliegt Robert Heinrichs durch die Luft und verwandelt das Anspiel zu einem seiner spektakulären Treffer. Das "Phantom", so einer von zwei Spitznamen des Kreisläufers, hat wieder zugeschlagen. Aus der Mannschaft der HSG Düsseldorf ist der bullige Handballer eigentlich nicht wegzudenken, seit sieben Jahren gehört "Heini" zum Kader, und seither ist er auch Stammspieler. Er ist nicht nur eine Bank am Kreis, sondern zusammen mit Patrick Fölser auch Abwehrchef beim designierten Aufsteiger.
Auf die Fähigkeiten des 33-Jährigen wird die HSG in der kommenden Saison in der 1.Handball-Bundesliga dennoch verzichten müssen. Nicht etwa weil ihm die Qualität fehlt, sondern weil Heinrichs sich sportlich und beruflich anders orientieren möchte. Außerdem verlangt auch seine Familie ihr Recht. Im April wurde er zum zweiten Mal Vater. Ehefrau Regina brachte die kleine Klara zur Welt.
Mit der dreijährigen Romi ist der Frauen-Haushalt perfekt. "Meine Frau und ich haben lange überlegt und uns schließlich für diesen Weg entschieden", sagt Heinrichs, der für zwei Jahre beim ambitionierten Regionalligisten TuS Niederwermelskirchen unterschrieben hat. "Sportlich ist das zwar ein Rückschritt, aber ich denke, dass es die richtige Entscheidung war. Das komplette Angebot war einfach super, ich konnte es nicht ausschlagen. Außerdem motiviert mich die Perspektive, dort etwas aufzubauen. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt."
Dass Heinrichs auf dem Markt ein begehrter Mann war, versteht sich von selbst, weil seine sportlichen Qualitäten hinlänglich bekannt sind. "Dass mein Vertrag nach dieser Saison ausläuft, wussten viele Klubs. Entsprechend zahlreich waren auch die Anfragen. Zu diesem Zeitpunkt konnte man mir bei der HSG noch kein konkretes Angebot unterbreiten. Da ich in der glücklichen Lage war, mir etwas aussuchen zu können, habe ich zugegriffen."
Aufstieg in die Bundesliga ist für Heinrichs kein Fremdwort. Einmal gelang ihm dies mit der SG Solingen, und mit der HSG Düsseldorf ist es schon sein zweiter Aufstieg ins Handball-Oberhaus. "Es war aber schon ein komisches Gefühl, als wir es am Sonntag geschafft hatten. Irgendwie war ich auch traurig. Ich bin immerhin seit sieben Jahren bei der HSG.
Das ist eine lange Zeit bei einem Klub", sagt Heinrichs, der auch nicht verhehlt, dass die Regenerations-Zeiten nach Spielen länger als noch vor einigen Jahren sind. "Wenn ich das jungen Spielern wie Andrej Kogut erzähle, wollen sie es kaum glauben. Mal sehen wie sie zehn Jahre später reden werden, wenn sie so viel Handball in den Knochen haben."
Beim TuS Niederwermelskirchen sieht der Trainings-Alltag anders als bei der HSG Düsseldorf aus. Statt zweimal am Tag wird bei dem Regionalligisten viermal in der Woche nur abends trainiert. "Da bleibt mehr Zeit für die Familie und für den Beruf", sagt Heinrichs. "Die HSG wird sicherlich einen passenden Ersatz für mich finden. Jeder ist ersetzbar. Das war nicht anders, als Jens Sieberger vergangene Saison aufgehört hat."
Auf die restlichen Spiele mit der HSG Düsseldorf freut sich Heinrichs und wagt einen Blick in die Zukunft. "So wie die HSG jetzt aufgestellt ist, wird sie in der 1. Liga gegen den Abstieg kämpfen." Dem Klub will Heinrichs auf seine Art treu bleiben. "Wenn immer es möglich ist, werde ich mir die Heimspiele anschauen. Schließlich hängt man doch an dem Verein, für den man so lange gespielt hat."