Boxen Timo Rost ist Deutscher Meister

Düsseldorf · Der Profiboxer sichert sich im Supermittelgewicht den ersten nationalen Titel. Seinem Konkurrenten bricht er den Kiefer.

Timo Rost (rechts) im Duell mit Simon Krebs.

Foto: RP/Tom Lützenkirchen

Timo Rost ist glücklich! Düsseldorfs Profiboxer darf sich seit seinem erfolgreichen Titelkampf gegen den Euskirchener Simon Krebs deutscher Meister im Supermittelgewicht nennen. Der ersehnte Titel soll für ihn möglichst zu einem Sprungbrett zu internationalen Kämpfen und Ehren werden. Doch den 31-Jährigen beschleichen mit Blick auf den Kampf auch mulmige Gefühle. Denn seinem Konkurrenten hatte er bereits in der ersten Runde den Kiefer gebrochen.

„Ich habe davon gar nichts mitbekommen“, sagt der gebürtige Gerresheimer, der voller Hochachtung von seinem Gegenüber spricht. Der brach den körperlich fordernden Zehn-Runden-Kampf nämlich trotz der Schwere seiner Verletzung nicht ab. Im Gegenteil: Verbissen kämpfte der 26-Jährige bis zum Ende um seine Siegchance. „Das war kämpferisch eine 1a-Leistung meines Gegners“, sagte Rost anerkennend.

„Vielleicht hätte ich an Hand der Schwellung erkennen können, um welche Art der Verletzung es sich handelte. Aber im Ring bin ich so unter Adrenalin, dass ich für so etwas gar kein Gespür habe.“ Außerdem sei das ja Sache des Ringrichters.

Rost wirkte technisch
und taktisch überlegen

Nachdenklich stimmt den Düsseldorfer das Geschehen in seinem Gym in Leverkusen trotzdem. Gesundheit gehe vor, sagt er. Ob er mit dem Bewusstsein, dass sein Gegenüber den Kiefer gebrochen hat, zurückhaltender geboxt hätte? Sicher ist er sich dabei nicht. „Im Ring ist alles anders“, sagt er. „Da geht es nur um den Instinkt, den eigenen Sieg, da ist jede Spur von Mitgefühl verschwunden, das kommt erst eine ganze Zeit nach dem Schlussgong zurück.“ Simon Krebs wurde bereits operiert. Sportlich war das Geschehen ziemlich einseitig. Körperlich befanden sich die beiden Kontrahenten zwar auf Augenhöhe, aber Rost wirkte technisch und taktisch überlegen, seine boxerische Linie durchdachter. Er besaß in den letzten Runden zudem größere Kraftreserven, wirkte da durchtrainierter. Es war für die Besucher in der ausverkauften Halle in Leverkusen ein unterhaltsamer und ehrlicher Kampf, ein faires Duell ohne taktische Manöver und Klammereien. In den Runden fünf und sechs kam der Bad Münstereifeler, der für die Euskirchener Boxschule von Daniel Blindert kämpft, unter dem Jubel seiner Anhänger etwas besser auf. Doch Treffer, die Rost wirklich gefährlich werden konnten, waren nicht dabei. Der Düsseldorfer blieb auch da konsequent bei der Linie, die ihm sein Trainer Bekim Hoxhaj vorgegeben hatte, ließ sich nicht aus der Deckung locken.

Und so fuhr er dann auch einen klaren Punktsieg ein. Alle drei Kampfrichter stimmten für den Düsseldorfer: Zwei sahen Rost mit 98:92 vorne, der dritte sogar mit 100:90. Groß war der Jubel, als er die Schärpe für den Titel überreicht bekam. 80 Tickets hatte er für den Kampf bekommen und an seine Fans verteilt, die ihn begeistert feierten. Die unvorhergesehene Anfrage des Boxverbandes nach dem Titelkampf war für Rost und sein Trainerteam kein Problem gewesen, da die Übungseinheiten ohnehin auf die Vorbereitung auf einen Kampf ausgerichtet war. Wie es nun weitergehe? Er habe keinen Plan, sagt Rost. Alles was er wisse sei, dass er in diesem Jahr noch mindestens einmal antreten will. „Derzeit habe ich gar nicht das Gefühl, dass ich eine längere Pause brauche.“ Aber das komme durch den Überschwung der Gefühle. „Meine Knochen werden in den nächsten Tagen noch ordentlich wehtun.“