Marathon-Team des ART Düsseldorf Leistungssport als Freizeitspaß

Düsseldorf-Rath · Trotz der widrigen Umstände holte das Marathon-Team des ART Titel und Medaillen. Nun wurde es aufgelöst.

Das Marathon-Team des ART bei seinem „Heimsieg“ beim Düsseldorf-Marathon im April.

Foto: Franke

Das Ende des ART-Marathonteams hat viele Lauffreunde in Düsseldorf traurig gemacht. Und das nicht nur, weil es seinen Deutschen Meistertitel beim Düsseldorf-Marathon Ende April 2019 nun nicht mehr verteidigen kann, sondern weil es ein sportliches Aushängeschild für die heimischen Leichtathleten war. Dennoch kam vor einigen Wochen das Aus, das Marathon-Team wurde aus finanziellen Gründen nach zwei Jahren aufgelöst.

Das schmerzt auch die ART-Läufer selbst, allen voran Sebastian Reinwald, den „Kopf des Teams“. Der Marathon-Vizemeister und EM-Teilnehmer in Berlin hat sich nun erstmals dazu geäußert. Demnach will der 31-Jährige vom Hochleistungssport zurücktreten und hat sich bereits wieder seinem Jugendverein TV 21 Büchenbach im Frankenland angeschlossen. Im Groll geht er allerdings nicht: Reinwald bedankte sich für die „tollen zwei Jahre in Düsseldorf“. „Mein Dank geht an Peter Kluth, der uns das Team beim ART möglich gemacht hat“, schreibt Reinwand auf seiner Facebookseite.

Vom ART-Team ist er noch immer begeistert: „Jungs, es war immer geil, mit euch zu laufen! Manchmal sogar Cross.“ Der letzte Satz bedarf durchaus der Betrachtung, denn Crosslauf war beim ART-Team nicht gerade beliebt. Die Läufer ziehen die gepflegten Straßen dem Lauf durch Matsch und über Wiesen vor. Dennoch waren sie auch beim Crosslauf erfolgreich, was die Deutsche Vizemeisterschaft vor zwei Jahren zeigte.

Acht-Stunden-Tage neben dem Sport

Traurig waren die Eliteläufer allerdings darüber, dass sie zuweilen als „Söldner“ gesehen wurden, die nur das Düsseldorfer Trikot tragen, ansonsten aber nichts mit Stadt und Klub zu tun haben, weil sie über Deutschland verteilt leben und arbeiten. Innerhalb des Vereins wurden sie scherzhaft „die Tennisspieler“ genannt. Weil sie wie die Bundesliga-Cracks des Rochusclubs nur hin und wieder eingeflogen wurden.

Doch das sollte ihnen niemand vorwerfen: Trotz der vielen Medaillen können die Läufer nicht von ihrem Sport leben, nicht mal Julian Flügel oder Sebastian Reindwald, die bei Olympia in Rio oder bei der Leichtathletik-EM in Berlin vor hunderttausenden Zuschauern liefen. Sie alle haben parallel mindestens einen Acht-Stunden-Tag im normalen Beruf. Die viele Zeit mit bis zu 200 Trainingskilometern die Woche müssen sich die Läufer stets von ihrer Freizeit abknappsen. Entsprechend behutsam gehen sie mit ihren körperlichen Ressourcen um.

Für ihre Zeit beim ART gab es außer den Reisen zu Trainingslagern und Rennen sowie kleine Antrittsgelder und Prämien nicht viel. Das war zwar besser als bei anderen Vereinen, aber kaum ein Läufer, der mehr als ein paar hundert Euro im Monat bekam. Also mussten sie parallel arbeiten. Paul Schmidt ist beispielsweise ein renommierter Sportmediziner an der Charité in Berlin und hält beachtete Vorträge. Simon Stützel leitet ein Unternehmen, das europäische Sporttalente an US-amerikanische Universitäten vermittelt. Umso bemerkenswerter sind ihre sportlichen Erfolge.

EM-Teilnahme war das „persönliche Karriere-Highlight“

Zu gerne hätte das ART-Team seine Klasse auch bei den großen Düsseldorfer Events wie Kö-, Brücken- oder Martinslauf gezeigt. Doch die Rennen passten nicht ins Trainings- und Wettkampf-Programm, das dieses Jahr an der EM ausgerichtet war. Die zu erleben, sei sein „persönliches Karriere-Highlight“ gewesen, „erstmals für Deutschland im Nationaltrikot“, blickte Sebastian Reinwand nun zurück und denkt, dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, vom Leistungssport zurückzutreten, zumal es „für uns in Düsseldorf nicht weitergeht“.

Noch ist nicht von allen ART-Top-Läufern bekannt, wohin ihre Wege nun führen. Philipp Baar (Deutscher Halbmarathon-Meister und ebenalls EM-Teilnehmer) hat sich dem SCC Berlin angeschlossen, wo ein neues professionelles Laufteam entsteht, das auf den EM-Überschuss zugreifen kann. Wohin sich der 39-jährige Andreas Straßner („Old-Strassi“), Arzt Paul Schmidt, Unternehmer Simon Stützel oder Olympia-Läufer Julian Flügel orientieren, ist noch nicht bekannt. Bis zum 30. November können sich die Läufer beim ART abmelden und dafür sorgen, dass ihre Startpässe zu den Landesverbänden gehen, in denen sie ab dem 1. Januar starten wollen.

Ursprünglich waren die ART-Marathonläufer davon ausgegangenen, dass das Engagement in Düsseldorf zumindest bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio läuft. Entsprechend enttäuscht waren sie vor vier Wochen, als sie von ihrem Ende beim ART erfuhren. Und mit ihnen viele Düsseldorfer Laufsportfreunde.