Tischtennis World Cup ohne Timo Boll?
Borussias Spitzenspieler hat keine Wildcard für das hochkarätige Turnier im Oktober erhalten. Das könnte Folgen für Rio 2016 haben.
Düsseldorf. Grundsätzlich ist Timo Boll ein besonnener Mensch. Vor und nach Tischtennisspielen, wenn er über Gegner und eigene Leistung spricht, geschieht dies stets gelassen und unaufgeregt. Dass der Weltranglistensiebte aber jetzt vom Weltverband ITTF keine Wildcard für den hochkarätig besetzten World Cup vom 16. bis 18. Oktober erhält, hat Boll so gar nicht gefallen. „Ich bin enttäuscht. Ich spiele seit 13 Jahren unter den Top-Ten der Welt, stehe derzeit auf Position sieben“ ließ Boll verlauten.
Das Qualifikationsturnier für den World Cup im Februar, hatte der 34-Jährige aufgrund einer Hüftverletzung zuvor abgesagt. Boll und der Deutsche Tischtennisbund waren davon ausgegangen, dass die deutsche Nummer Zwei die Wildcard vom Veranstalter im schwedischen Halmstadt erhalten würde. Doch es kam anders. Die Schweden nominierten Landsmann Anton Källberg — einen 18-Jährigen, der aktuell die Nummer 105 der Weltrangliste ist. Von den Statuten gutes Recht, doch die sportliche Qualität des Feldes wäre mit Boll ungleich höher.
Für Boll könnte ein Fehlen in Halmstad weitreichende Folgen haben. Wenn er beim World Cup keine Weltranglistenpunkte sammelt und zudem die aus dem Vorjahr verliert, als er in seiner sportlichen Wahlheimat Düsseldorf Dritter wurde, droht ein Abrutschen im Ranking. Konsequenz: Bei den Olympischen Spielen in Rio im kommenden Jahr würde Boll mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits im Achtel- oder Viertelfinale auf einen der übermächtigen Chinesen treffen.
„Auch für uns bei der Borussia ist diese Entscheidung unverständlich. Ich kann verstehen, dass Timo darüber alles andere als glücklich ist“, sagte Manager Andreas Preuß am Mittwoch.
Doch noch sind die Chancen auf eine Teilnahme nicht gänzlich verschwunden. Sollte einer der 17 Spieler, die sich über die Kontinental-Turniere qualifiziert haben, absagen, wäre Boll der erste Nachrücker. Pikante Randnotiz: Bolls derzeit verletzter Clubkollege Kamal Achanta ist für den World Cup qualifiziert. Ob der Inder im Oktober bereits wieder an der Platte stehen kann, ist noch fraglich. Vielleicht profitiert Borussias Nummer Eins am Ende sogar davon, dass ausgerechnet Achanta absagt. Doch der Oktober ist noch weit weg und Achanta gibt alles für sein Comeback. Ob Boll in Halmstad als zweiter Deutscher neben Dimitrij Ovtcharov an den Start gehen wird, dürfte noch lange ungeklärt bleiben.