Ehemalige Düsseldorfer Airline Frühere LTU-Flugbegleiter treffen sich 30 Jahre nach der Ausbildung wieder

Düsseldorf · Das Wiedersehen fand bei einem ehemaligen Piloten in Wuppertal statt – mit vielen Erinnerungen an die ehemalige Düsseldorfer Airline.

In Wuppertal gab es jetzt ein großes Treffen ehemaliger LTU-Stewardessen, Stewards und Piloten.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Traumziel Malediven: An die Wochenstopps auf den Inseln im Indischen Ozean denkt nicht nur Birgit Kuni gern zurück. Die frühere Flugbegleiterin der ehemaligen Düsseldorfer Airline und ihre Kollegen von damals hatten jetzt viel Spaß beim Auffrischen alter Kontakte und Erinnerungen. 1989 lernten sie sich kennen, 30 Jahre liegen zwischen dem einstigen Flugbegleiter-Grundkurs und dem gutgelaunten Wiedersehen in Wuppertal.

Vom Rhein und aus der ganzen Region waren die Ex-Kollegen angereist, und der Nachmittag unter Sonnenschirmen wirkte wie eine Mischung aus Klassentreffen und Familienfeier. „Alle sind irgendwann schon mal miteinander geflogen und kennen sich“, sagt Frank Bäumer, der aus Mönchengladbach gekommen ist. Vor allem aber habe man auch private Zeit miteinander verbracht, denn für manche Ziele gab es damals nur einen Flug pro Woche – beispielsweise nach Sri Lanka oder auf die Malediven – und so blieb die Crew zusammen vor Ort und flog gemeinsam wieder zurück.

200 Passagiere singen in der Kabine Geburtstagsständchen

Das schweißt zusammen in einer Branche, die gern als oberflächlich verunglimpft wird. Doch dieser Blick von außen stimme oft nicht, sind sich die Kollegen einig. „Man arbeitet an Bord als Team und ist auf einander angewiesen – man verlässt sich darauf, dass der andere funktioniert“, sagt Birgit Kuni, die als 26-Jährige zur Fliegerei kam. Das genaue Gegenteil von Oberflächlichkeit.

In der Rückschau sind es natürlich die schönen, spaßigen oder auch kuriosen Momente, die im Gedächtnis geblieben sind. Für Kuni beispielsweise der Flug in die Arktis, Touren nach Mombasa, Shoppen in Bangkok. Bei einem Langstreckenflug über die Festtage seien Kolleginnen einst angehalten worden, Weihnachtslieder zu singen – nicht für jeden ein angenehmes Erlebnis. Flugbegleiterin Sabine Dichter wurde ihrerseits mal zum Geburtstag an Bord ein Ständchen aus 200 Kehlen gebracht. Immer wieder erstaunlich sei, wie Urlauber teils so gar nicht an klimatische Unterschiede dächten und nach dem Start bei 40 Grad Stunden später mit Shorts und Flip-Flops in winterlicher Eiseskälte landeten.

Früher lauteten die wichtigsten Fragen der Reisenden beim Einsteigen in den Flieger nach Hause „Wie ist das Wetter?“ und „Haben Sie eine deutsche Zeitung dabei?“ Während heutzutage jeder seine Wetter-App habe und Nachrichten aufs Handy bekomme, sei man damals in der Ferne auf die Internationale Presse angewiesen gewiesen, und so hat Sabine Dichter 1989 durch die Financial Times vom Fall der Mauer erfahren. Es war eine andere Welt: „Wir haben noch Ansichtskarten aus den Zielgebieten geschrieben“, sagt sie, an die Eltern oder die Oma: „Das macht heute ja auch fast niemand mehr.“

Kritisch war es damals mit Hurrican Andrew, der Anfang der 90er Jahre in Florida wütete und auch für die Crews bedrohlich war. Am nächsten Tag habe man sehen können, wie Flugzeuge umgekippt auf dem Vorfeld gelegen hätten. „Später gab es dann T-Shirts mit dem Aufdruck ,I survived Hurrican Andrew“, erzählt Flugbegleiterin Ina Mertens.

Legendär seien die After-Landings gewesen, ein Ritual nach der Ankunft am Zielort, das mitunter feucht, vor allem aber fröhlich ausfiel. Es habe zur guten Gemeinschaft beigetragen und dazu, nach einem langen Flug runter zu kommen – buchstäblich. „Das war immer ein schöner Abschluss“, sagt Frank Bäumer, „danach ist man nach Hause gefahren und war wieder der private Mensch.“ In einem Beruf, der derartig öffentlich ist, sei es wichtig, „den Schalter umlegen zu können“. Die Crew war immer ein bisschen Teil und manchmal Ersatz für die Familie: „Deshalb sind wir einander nah, obwohl wir uns so lange nicht gesehen haben.“ Und sich Wege getrennt hatten. Frank Bäumer ist heute Purser bei Brussels Airlines, Birgit Kuni fliegt mit TuiFly auf der Mittelstrecke, Ina Mertens arbeitet bei der Lufthansa. „Es macht immer noch Spaß“, sagt Birgit Kuni – sonst würde sie es nicht machen.

Andere haben die Fliegerei an den Nagel gehängt. So zum Beispiel Christian Rings. Der ehemalige Pilot war bei dem Treffen in Wuppertal der Gastgeber – er kümmert sich seit einigen Jahren um ein idyllisch gelegenes Landhaus im Bergischen. Dort fühlten sich die ehemaligen LTU-Flugbegleiter sichtlich wohl, schnell wurden Fotos ausgetauscht und Sätze mit „weißt Du noch...?“ begonnen. Natürlich ging es viel um die alte Airline, aber auch um den nachfolger Air Berlin. Die letzte Landung eines Air Berlin-Flugzeugs in Düsseldorf sei denn auch ein emotionaler Moment gewesen, den zahlreiche ehemalige Kollegen geteilt hätten.

Die Fliegerei ist eine Herzensangelegenheit, da sind sich die Flugbegleiter an diesem Nachmittag einig. Und Leidenschaft gehöre ebenfalls dazu, sagt Frank Bäumer: „Ohne Empathie und ohne Leidenschaft kann man diesen Job einfach nicht machen.“