Düsseldorf Lüpertz behält Mietvertrag fürs Ratinger Tor
Der Künstler ist ausgezogen. Wie die Räume künftig genutzt werden, lässt er offen. Für die vergammelte Fassade ist laut Lüpertz die Stadt als Vermieter verantwortlich.
Düsseldorf. Das vom Verkehr umtoste Ratinger Tor besteht aus zwei Gebäuden im Stil dorischer Tempel. Die Nummer Zwei ist die Adresse des ehemaligen Rektors Markus Lüpertz, auf der anderen Straßenseite haben die Düsseldorfer Jonges ihren Beratungssaal. Beide Gebäude gehören der Stadt. Doch nun gibt es einen gehörigen Wirbel, weil der berühmte Malerfürst sein Domizil verlassen hat. Die WZ traf den Künstler in der Bronze-Gießerei Schmäke. Dort reagierte er eher ungehalten über die Ausführungen im Blätterwald.
„Das Ratinger Tor habe ich gemietet, als ich Rektor war, weil es eine wunderbare Adresse ist. Ich habe dann noch mehrere Jahre dort gewohnt, wenn ich in Düsseldorf zu tun hatte. Aber das rentiert sich nicht, es wurde auch immer teurer“, sagt er. Die Miete gibt er mit „ungefähr 2000 Euro“ an. Deshalb habe er mit Mönchengladbach getauscht, als dort ein „riesiges Arrangement“ in einem Hinterhof frei wurde. „Ein Freund von mir hat da gewohnt. Es sei eine kommerzielle Überlegung gewesen, dorthin zu ziehen“, sagt er.
Ob er sauer auf Düsseldorf sei? Er winkt ab und meint wertfrei: „Sie haben nie etwas gemacht, nie etwas von mir aufgestellt, mir nie einen Kunstpreis verliehen. Ich habe hier die Akademie an die Stadt herangeführt, aber Düsseldorf hat sich für eine andere Kunst entschieden. Das ist ja auch egal. Wir haben großartige Künstler hier, großartige Fotografen, großartige Bildhauer wie Katharina Fritsch. Wir haben sie alle. Ich habe nichts dagegen.“
Dennoch kommt ein ironischer Einwand: „Man hat mir nette Abschiedsgeschenke gemacht, indem man die Akademie ins 21. Jahrhundert führen wolle. Wenn sie mich nicht mögen, kann ich es auch nicht ändern.“ Mit dieser Bemerkung reagiert er auf Rektorin Rita McBride, die bei ihrem Amtsantritt gesagt hat, sie wolle die Kunstakademie aus dem 19. Jahrhundert in die Zukunft führen.
Er korrigiert seine Sätze sofort und meint: „Ich bin keiner, der klagt. Ich bin auch nicht darauf angewiesen, dass sie mich mögen. Das ist ihre Entscheidung. Ich kann damit gut schlafen.“
Fuchsig wird er jedoch, wenn man behauptet, er hinterlasse eine Gammelbude. Er sagt: „Für die Fassade im Ratinger Tor bin nicht ich, sondern ist die Stadt zuständig. Seit wann soll der Mieter die Außenwände streichen?“
Probleme gab es ganz offensichtlich mit den vielen Obdachlosen unter dem Säulengang. Lüpertz: „Ich habe nichts gegen Bettler, habe ihnen sogar Geld zugesteckt. Aber sie haben sich in meinem Garten eingenistet. Als ich das Ordnungsamt rief, erklärte man mir, ich hätte ihnen doch erlaubt, dort zu wohnen. Weder Polizei noch Ordnungsamt fühlten sich verantwortlich, dass ich meinen Garten nicht mehr nutzen konnte.“
Man habe ihn in Düsseldorf sowieso immer wieder für Dinge verantwortlich gemacht, für die er nichts könne. Er gibt ein Beispiel: „Für die Quadriennale habe ich einen Pavillon gebaut und keinen Pfennig Geld dafür genommen. Aber anschließend haben sie mir die Schuld in die Schuhe geschoben, ich hätte 500 000 Euro verbrannt.“
Beinahe hätte Lüpertz ja die beiden „Königskinder“ im Hafen gebaut, aber selbst diese Figuren sind über die Entwürfe nicht hinausgekommen. „Es wird zwei Hochhäuser geben, aber ganz anders als vorgesehen. und von Kunst ist jetzt keine Rede mehr.“
Aber er kann sich auch trösten. Denn schließlich hat er sein Werk im Bode-Museum Berlin mit den Skulpturen von der Spätantike bis zum frühen Klassizismus gemessen. Und im Museum der bildenden Künste Leipzig trifft er derzeit mit 30 Skulpturen, 20 Gemälden und Bild-Zyklen sowie 50 Zeichnungen auf Max Klinger. Da misst sich der eine Heroe am anderen.
Die Zukunft im Ratinger Tor sieht er so: „Ich behalte zunächst den Mietvertrag. Ob ich die Räume als Atelier oder als Galerie nutze, geht keinen etwas an.“
Das Ratinger Tor ist damit verwaist. Unterm Dach wohnt lediglich ab und zu sein Assistent. Aber auch das wird immer seltener.
Allerdings: Sein Galerist für das grafische Werk, Till Breckner, nutzte die Räume zum Photoweekend. Breckner hat bislang keinen Mietvertrag erhalten, er beteiligt sich jedoch finanziell.