Millionen für die Kultur: Wer was draus macht
Die großen Häuser sind nicht unbedingt die erfolgreichsten. Die alternative Szene läuft den Etablierten oft den Rang ab.
Düsseldorf. Der Kulturreport der Saison 2009/2010 liegt vor. Er listet die Bilanz aller Museen und Theater auf, die Geld aus dem Stadtsäckel bekommen. Setzt man Personal und Etat in Relation zur Zahl der Besucher, gibt es eine kleine Überraschung: Erfolgreichstes Haus ist demnach das kleine Schifffahrt-Museum im Schlossturm. Mit Annette Fimpeler als wissenschaftlicher Einzelkämpferin zählte es 32 000 Besucher — bei Aufwendungen von 415 000 Euro.
Unter den großen Museen fand das Museum Kunstpalast Zuspruch bei fast 150 000 Gästen. Das ist viel in absoluten Zahlen, aber wenig in Relation zu den Kosten. Das Haus beschäftigt mit Restauratoren, Technikern, Magazinarbeitern und PR-Managern 75 Mitarbeiter. Das ist viel. Dementsprechend hoch ist der städtische Zuschuss, nämlich rund 8,2 Millionen Euro. Hinzu kommt Geld von Partnern wie Eon.
Neben dem Museum Kunstpalast liegt im Ehrenhof das NRW-Forum. Vergleicht man die Häuser, was Zahl der Besucher, Beschäftigten und Zuschüsse betrifft, so hat das NRW-Forum die Nase vorn. Ganze acht Angestellte lockten 86 000 Besucher herbei, bei einem Zuschuss der Stadt von nur 449 000 Euro (dieselbe Summe zahlt das Land).
Was erstaunt: Die soziokulturelle Szene läuft dem offiziellen Kulturbetrieb den Rang ab. Das Tanzhaus bringt es bei Zuschüssen in Höhe von unter zwei Millionen Euro auf 188 882 Besucher und rund 1,8 Millionen Einnahmen aus 671 Kursen, Workshops und dem Ticketverkauf. Das heißt, das Haus erwirtschaftet rund 50 Prozent der Kosten.
Ins Zakk kommen 150 000 Gäste. Geschäftsführer Jochen Molck finanziert gar rund 70 Prozent des Etats aus eigenen Mitteln und Projektzuschüssen. Damit liegt sein Haus bundesweit im Vergleich mit anderen Kulturzentren dieser Art auf Rang eins. Der öffentliche Zuschuss beträgt rund 800 000 Euro.
Die Zeiten, da sich Kulturinstitute kaum um den Nachwuchs kümmerten, gehören indes der Vergangenheit an. Der Kulturreport zählt 3,6 Millionen Besucher insgesamt, davon 25 Prozent Kinder und Jugendliche. Das ist ein Rekord, zu dem der Aquazoo mit seinen 183 000 Kindern bei 365 000 Besuchern und vor allem die Stadtbüchereien mit 456 853 jungen Leseratten bei 1,4 Millionen Besuchern beitragen.
Im Umbruch befinden sich Düsseldorfs Theater. Vor allem das Schauspielhaus ist betroffen. Der große Saal war vor dem Umbau wegen der schlechten Akustik und der nicht immer erstklassigen Inszenierungen nur zu 61,2 Prozent ausgelastet, das Ausweichquartier Central nur zu 40 Prozent. Lichtblicke waren das Kleine Haus mit 76 Prozent Auslastung und das Kinder- und Jugendtheater mit sogar 82,7 Prozent.
Besser sieht es bei der Rheinoper aus. Sie ist in Düsseldorf zu 75 Prozent ausgelastet. Hier macht die Partnerstadt Duisburg Probleme (nur 62 Prozent Auslastung). Eine Überraschung gibt es dann noch beim Marionettentheater an der Bilker Straße: Mit seiner Minibühne und dem kuscheligen Zuschauerraum könnte es ein Paradies für Kinder sein. Weit gefehlt. Von den 16 357 Zuschauern sind keine 20 Prozent Kinder und Jugendliche.