Mit über 60 macht „Ela“ ihre erste eigene Kollektion
Die Pionierin der Avantgarde in Düsseldorf, Gabriela Holscher, präsentiert Kleider ohne Größen — pünktlich zum Mode-Wochenende.
Düsseldorf. Stil kennt kein Alter. Das weiß, wer Gabriela Holscher kennt. Und in der Düsseldorfer Modebranche tut das so ziemlich jeder. Vor über 35 Jahren eröffnete sie ihren ersten Laden am Fürstenplatz, brachte die Avantgarde nach Düsseldorf und Labels nach Deutschland, die es hier noch nicht gab. In diesem Jahr wird sie 64 Jahre alt. Und wo andere in den Planungen für ihren Ruhestand stecken, wirft Ela — wie alle sie nennen — ihre erste eigene Kollektion auf den Markt. Ohne Größen. Aber mit viel Stil.
Eigentlich ist es nur konsequent. Denn eine Marke ist „Ela“ längst. War sie schon, als sie noch als Friseurin im Breidenbacher Hof arbeitete und Mireille Mathieus Pagenkopf erfand. Und sie war es fast 30 Jahre lang am Fürstenplatz. Dann zog sie um in die Hohe Straße. Doch von der schicken Carlstadt hatte Holscher rasch genug. Sie war so gut wie auf dem Sprung nach Hamburg, als eine Designerin ihr von einem Hinterhof an der Volmerswerther Straße erzählte. Mit verfallenen Gebäuden und einer Nachbarschaft aus Töpferei, Fotostudios, Taschendesignern, Schreinerei. „Hier möchte ich nicht mehr weg“, sagt Ela jetzt.
Ihr Spitzname steht jetzt nicht nur an den hohen weißen Wänden des alten Industriegebäudes. Sondern auch auf den Etiketten ihrer eigenen Kreationen. „Mir fehlte einfach in allen Kollektionen etwas“, sagt die Schöpferin. Etwas, das man schnell überwerfen kann, das aber auch immer gut aussieht. Und zwar unabhängig von Bauch- oder Po-Umfang.
Als Erstes entstand ein Kleid, das eigentlich nur ein kreisrundes Stück Stoff ist. Durch raffinierte Ärmelausschnitte und einen Gürtel gibt es aber mindestens fünf verschiedene Arten, es zu tragen. Ela trug es selbst im Laden — und die Kundinnen fragten danach. Jetzt hat sie schon eine dreistellige Anzahl verkauft und eine Anfrage aus Sydney von einer Boutique, die das Label Ela gern in ihren Regalen hätte. Mäntel und Röcke sind hinzugekommen.
„Ich habe so viel noch gelernt“, freut sich Holscher über ihre neue Herausforderung. Sie arbeitet jetzt mit einem Schnittmeister zusammen. Gefertigt wird in Köln und Düsseldorf. „In meinem Laden hängt nichts, was in China produziert wurde.“
Und wer sich immer wieder derart neu erfindet, der denkt nicht ans Aufhören. Ihrem Mann Antonio musste Ela jetzt endlich versprechen, eine Woche Urlaub pro Jahr zu machen. Aber: „Ich hoffe, ich schaffe es noch zehn bis 20 Jahre.“ Auch, weil sie nie gearbeitet hat, um reich zu werden — und es dementsprechend eben nicht ist. Geld machen will sie aber auch mit ihrer kleinen Kollektion nicht, es soll nicht jede Saison etwas komplett Neues geben. „Das überlasse ich denen, die es auch studiert haben“, sagt Gabriela Holscher. Zurückhaltung ist eben auch eine Stilfrage.