Mordfall Susanne Lucan: Anklage nach acht Jahren
2004 wurde die 27-Jährige erschlagen. Jetzt will der Staatsanwalt ihren damaligen Freund Thomas S. vor Gericht stellen.
Düsseldorf. Der Fall ist beispiellos in Düsseldorf: Vor acht Jahren ist die damals 27 Jahre alte Susanne Lucan erschlagen worden. Fast von Anfang an waren die Ermittler sicher: Als Täter kommt nur ihr damaliger Freund, Thomas S., infrage. Die Polizei hat ihre Nachforschungen vor langer Zeit abgeschlossen — in ihrer Statistik gilt der Fall als geklärt. Trotzdem ist der vermeintliche Mörder nie zur Rechenschaft gezogen worden. Der Staatsanwaltschaft war die Beweislage zu dünn. Jetzt hat sie dennoch Anklage gegen S. erhoben — wegen heimtückischen Mordes.
Am 20. November 2004 standen Susanne Lucans Freunde vor ihrer Wohnungstür in der Benzenbergstraße. Sie wollten mit der jungen Frau deren Geburtstag feiern. Doch Susanne öffnete nicht. Schließlich brach die Feuerwehr die Tür auf. Im Bett lag Susannes Leiche — brutal zugerichtet.
Der Verdacht fiel rasch auf Thomas S. — er hatte den Abend vor der Tat mit Susanne Lucan verbracht, sie sogar noch ins Bett gebracht. Am nächsten Tag war die 27-Jährige tot. Die Wohnungstür war nicht aufgebrochen worden. Es gab keinerlei Spuren eines anderen möglichen Täters. Doch S. bestritt den Mord von Anfang an. Immer blieb die Frage: Kann Susanne Lucan nicht doch später in der Nacht noch dem Täter die Tür geöffnet haben?
Inzwischen gibt es zwei Gutachten aus München und Jena, die durch Untersuchungen der Leiche den Todeszeitpunkt genauer eingrenzen konnten — mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Uhrzeit, zu der S. nach eigener Aussage noch bei Lucan war. Im Sommer ließ Staatsanwalt Christoph Kumpa noch Hundertschaftsbeamte entlang der A52 nach dem Tatwerkzeug suchen — eine weitere Hoffnung, Indizien gegen S. zu finden. Doch ohne Erfolg. „Es wird sich an der Beweislage nichts mehr ändern“, sagt Kumpa realistisch. „Entweder das reicht jetzt — oder es reicht eben nicht.“
Jetzt muss das Landgericht entscheiden, ob es die Anklage zulässt. Thomas S. ist vorerst auf freiem Fuß. Der inzwischen 38-Jährige ist verheiratet, lebt mit Frau und Kind in Ratingen. Eine Fluchtgefahr besteht wohl nicht.
Ein Schock war die Anklage noch einmal für Lucans Mutter Inge Meuter. „Es hat mich umgehauen“, sagte sie zur WZ. Für sie war S. als langjähriger Freund ihrer Tochter selbst wie ein Sohn. Trotzdem hofft sie endlich auf Klarheit, warum ihre Tochter sterben musste: „Ich will auf jeden Fall, dass es eine Verhandlung gibt — eine Einstellung wäre das Schlimmste.“