Nach dem Hochwasser bleibt Müll
Besonders an der linken Rheinseite liegt viel Plastik. Wohin damit?
Wer dieser Tage einen Spaziergang am linken Rheinufer unternimmt, sieht noch genau, wie hoch der Rhein hier bis vor wenigen Tagen noch stand. Das verrät eine bräunlich-bunte Linie aus angeschwemmtem Gehölz, Ästen und großen Mengen an Müll, vor allen Dingen Plastik. Flaschen, Styropor-Brocken, Dosen, Tüten — all das liegt jetzt am Rheinufer.
Die Stadt will diesen Müll durch die Awista beseitigen lasen, wird damit aber noch einige Zeit warten müssen, wie Marius Nökel, Abteilungsleiter des Liegenschaftsamtes, erklärt: „Die Rheinwiesen sind noch völlig durchweicht. Wir würden jetzt mit unseren Geräten nur Schaden anrichten.“ Mitarbeiter seines Amtes würden sich regelmäßig einen Überblick vor Ort verschaffen und dann entscheiden, ob die Wiese sich ausreichend erholt hat. Das Wasser ist seit etwa zwei Tagen auf dem Rückzug.
„Ganz alltäglich ist so ein Hochwasser ja auch nicht, deshalb gibt es keinen vorgeschriebenen Plan, wann wir loslegen sollen“, sagt Nökel. Zuerst würden aber der Müll beseitigt und die Wege verkehrssicher gemacht. Teilweise liegen große Äste auf den Wegen, an denen Jogger und Radfahrer sich derzeit noch vorbeischlängeln müssen. Eine wirklich große Aufräumaktion würde sich laut Nökel aus wirtschaftlichen Gründen erst nach der Hochwassersaison, also ab März lohnen.
Der Plastikmüll am Ufer offenbart aber noch ein ganz grundlegendes Problem: Zu viel davon schwimmt im Rhein und gelangt so in die Nordsee. Paul Kröfges ist der NRW-Gewässerschutzbeauftragte beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), das Thema beschäftigt ihn schon lange. „Der Rhein ist der größte Transporteur von Plastikmüll Richtung Nordsee in Deutschland. Jetzt beim Hochwasser zeigt sich zum einen, was eh schon im Fluss schwimmt, zum anderen räumt der Rhein bei diesem Pegelstand aber auch die Ufer ab und nimmt dadurch noch mal mehr mit.“ Die Flasche etwa, die bei einem Picknick an den Rheinwiesen in Königswinter liegengelassen wurde, liege dann jetzt am Oberkasseler Rheinufer. Oder schwimme weiter bis zum Meer.
Jüngsten Untersuchungen zufolge, so Kröfges, würden zehn Prozent des in Deutschland produzierten Plastiks in Flüssen landen, das entspräche zwei Millionen Tonnen. Und rund ein Drittel von diesen zwei Millionen Tonnen Plastik trage der Rhein führe der Rhein mit sich. „Man muss bedenken: Plastik ist leicht. Zwei Millionen Tonnen Plastik sind eine enorm große Menge.“ Kröfges bezieht sich auf verschiedene Studien, auch auf Zahlen des Umweltbundesamtes und der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins, wo er das Amt des Beobachters bekleidet.
„Abgesehen vom ästhetischen Aspekt ist so eine Plastikflasche vor allen Dingen langfristig für die Umwelt problematisch“, sagt Kröfges. Denn biologisch wird sie nicht abgebaut, wird aber mit der Zeit in immer kleinere Teile zermahlen. „Bis auf Mikroplastikgröße. Das schwimmt eh schon durch kosmetische Produkte in Massen durch Flüsse und Meere und wird von Muscheln, Fischen und Vögeln aufgenommen. Und letztlich auch, durch deren Verzehr, vom Menschen“, erläutert Kröfges. Sein Ansatz: Mehr Sensibilisierung und mehr Vorbeugung. „Würden keine Plastikflaschen mehr im Gebüsch landen, wäre ein großer Teil des Problems schon gelöst.“