Nach der Ofen-Reise in die Welt
Vallourec & Mannesmann hat einen zweistelligen Millionenbetrag in die Walzstraße des Werks in Rath investiert.
Düsseldorf. Das Poltern der tonnenschweren Rohre in den riesigen Rather Werkshallen ist weit über die Stadtgrenze hinaus ist eine Art akustisches Firmen-Wahrzeichen.
Jeder im Düsseldorfer Norden und angrenzenden Ratingen kennt die Geräuschkulisse aus dem Werk von Vallourec & Mannesmann Tubes. Sie ist auch ein Beleg für eine intakte Produktion.
Nach turbulenten Jahren, einer Krise zum Ende des vergangenen Jahrhunderts, Investitionen am Standort in den darauffolgenden Jahren von über 50 Millionen Euro und der vergangenen Weltwirtschaftskrise, ist nun erneut im Rather Werk modernisiert worden: ein zweistelliger Millionenbetrag wurde in die Pilgerstraße an der Theodorstraße gesteckt, um bei den weltweiten Wettbewerbsanforderungen den Takt anzugeben.
Und der geht beim so genannten Pilgerfahren zwei Schritte nach vorne und einen zurück. „Das erinnert an den Schritt, den die Pilger bei Wallfahrten machen“, erklärt Betriebsleiter Mark van der Logt in dem Rather Werk. Bei der acht- bis zwölfstündigen „Ofen-Reise“ werden die nahtlosen Rohre so lange gewalzt, bis die Außenhaut die gewünschte Stärke hat.
Zuvor wird ein etwa drei Meter langer Stahlblock per Schrägwalzverfahren hierfür präpariert. Hierzu wird ein Pressdorn durch den 1300 Grad heißen Stahl getrieben — mit einer Kraft von 2000 Tonnen. Am Ende steht ein erstes Rohr mit einer Länge von 14 Metern. „Beide Verfahren sind von den Brüdern Mannesmann entwickelt worden“, erläutert van der Logt. Gerade die nahtlose Fertigung bringe eine hohe Qualität, sagt der Betriebsleiter. „Denn jede Schweißnaht bringt eine Verringerung der Tragkraft.“
Und die ist beispielsweise für Riesenkräne existenziell. Ein neu entwickelter 250 Meter hoher Gittermast-Raupenkran von Liebherr, für den V&M die Stahlrohre geliefert hat, kann über 3000 Tonnen schwer Teile beispielsweise für den Bau von Kraftwerken heben.
Weltweit werden die Rohre von V&M eingesetzt. Doch ausgerechnet beim Bau des direkt benachbarten Domes wurde die Konstruktion von der italienischen Konkurrenz angeliefert. „Dabei hätten wir die Rohre über den Zaun werfen können“, sagt Norbert Keusen, Vorsitzender der Geschäftsführung, längst mit humorvollem Abstand.
Heute seien die Gespräche mit der Stadt sehr eng. Und es zählen Erfolge größerer Kaliber: So könne man auch relativieren, dass V&M nicht am Düsseldorfer Flughafen zum Zuge kam. „Dafür haben wir den Wettbewerb in Bangkok gewonnen, einer der größten Flughäfen der Welt“, erklärt Vertriebs-Geschäftsführer Andreas Drenker. Auch im Kraftwerk- und Stadionbau sowie bei der Erdöl- und Gasgewinnung werden die Röhren eingesetzt.
Zehn Prozent der weltweit nahtlosen Rohre kommen von Vallourec & Mannesmann. Fast zwei Milliarden Tonnen an Rohren verbergen sich dahinter — und die Marktführerschaft für V&M. Das deutsch-französische Unternehmen beschäftigt 20 000 Menschen weltweit. Der Umsatz betrug 4,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.