Düsseldorf. Der Verkehr in Düsseldorf wächst. Langsam, aber stetig. So ist die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge in der Stadt nach einigen Jahren der Stagnation wieder angestiegen: auf 306547 zum 1.Januar diesen Jahres. Das sind immerhin 2563 mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig verbucht die Rheinbahn immer mehr Abonnenten.
Zwischen 2002 und 2008 stieg ihre Zahl von 174500 auf 211700. Mittlerweile werden in Düsseldorf fast ein Viertel aller Wege mit Bus und Bahn zurückgelegt. Das macht deutlich: Ein leistungsfähiger Nahverkehr ist auch für Autofahrer wichtig - denn gäbe es ihn nicht, wären die Straßen der Landeshauptstadt heillos verstopft.
Auch aus diesem Grund arbeitet die Stadt systematisch daran, die Qualität von Bus und Bahn zu verbessern. Zurzeit erarbeitet sie einen neuen Masterplan für die nächsten vier Jahre - den so genannten Nahverkehrsplan.
Der Entwurf liegt bereits vor, in den vergangenen Monaten haben sich alle Stadtteilparlamente damit befasst. Ihre Anregungen werden jetzt eingearbeitet. Bis Ende des Jahres soll der Stadtrat das Werk absegnen. Die wichtigsten Eckpunkte im Überblick:
Ein großer Teil des städtischen Verkehrs geht auf das Konto der Pendler, es sind rund 280000 an jedem Werktag. Viele von ihnen kommen mit Bus und Bahn - wenn es attraktive Verbindungen gibt. Das aber ist nicht überall der Fall.
Deshalb plant die Stadt die Einrichtung von sechs neuen Schnellbuslinien, die das Stadtzentrum mit der Region verbinden sollen (siehe Grafik): SB59 nach Ratingen, Homberg SB84 nach Kaarst Nord SB87 nach Korschenbroich, Glehn SB88a nach Neuss, Weckhoven SB88b nach Neuss, Rosellen SB89 nach Dormagen, Zons
Diese Strecken sollen in der Hauptverkehrszeit alle 30 Minuten, in der Nebenverkehrszeit alle 60 Minuten bedient werden. Die Stadt rechnet insgesamt mit 6000 Fahrgästen täglich - 2000 davon sollen Pendler sein, die vom Auto auf den ÖPNV umsteigen.
Das hat allerdings auch seinen Preis: Durch die Neukunden werden Mehreinnahmen von 800000 Euro jährlich erwartet, demgegenüber stehen Betriebskosten von rund 2,7 Millionen Euro.
"Dieses Konzept stößt grundsätzlich auf Zustimmung", sagt Bernd Thomas vom Verkehrsdezernat. "Allerdings ist die Frage gestellt worden, ob alle Linien tatsächlich ins Stadtzentrum fahren müssen. Aber da sind wir schon der Meinung, dass das sinnvoll ist. Wenn die Fahrgäste umsteigen müssen, ist das Angebot weniger attraktiv."
Darüberhinaus ist analysiert worden, wo innerhalb des Stadtgebietes Verbindungen fehlen - und welche Viertel ungenügend angebunden sind. Um Abhilfe zu schaffen, soll es eine neue Buslinie geben: Wie die WZ berichtete, ist eine Direktverbindung von Gerresheim-Krankenhaus über das Hohenzollerngelände (Schlüterstraße) bis zum Brehmplatz geplant.
Etwa zehn vorhandene Linien sollen öfter fahren bzw. einen neuen Weg bekommen. Änderungen sind geplant auf diesen Linien: SB 51, 723, 726, 732, 735, 736, 752, 754, 776, 785 und 834.
Zu oft stehen Busse und Bahnen im Stau - oder unnötig lange an roten Ampeln. Seit vielen Jahren schon hat die Stadt Gutachten in der Schublade, wie der Verkehrsablauf beschleunigt werden könnte. Umgesetzt worden ist aber erst wenig. Im WZ-Interview verwies Verkehrsdezernent Werner Leonhardt voriges Jahr auf die neuen technischen Möglichkeiten durch die Umrüstung der Ampel-Anlagen auf LED-Technik:
"Künftig wird es möglich sein, dass die Software die Ampeln abhängig vom Verkehrsaufkommen steuert - und Bahnen gegebenenfalls auch bevorzugt." Die Umsetzung gestaltet sich freilich sehr zäh. Gerade einmal fünf Abschnitte sollen bis zum Jahr 2013 entsprechend optimiert werden: der Knotenpunkt Grafenberger Allee/Schlüterstraße, die Birkenstraße, die Haltestellenbereiche Südring und Aachener Platz sowie die Werdener Straße.
Für zwei längere Streckenabschnitte (Bilker Bahnhof bis Volmerswerth sowie Hauptbahnhof bis Staufenplatz und weiter bis Gerresheim) soll bis 2013 ein Konzept erstellt werden. Auch Probleme im Busnetz sollen genau analysiert werden.
1570 Haltestellenkanten gibt es auf Düsseldorfer Stadtgebiet. 371davon sind barrierefrei. Heißt: Eltern mit Kinderwagen und Gehbehinderte können mühelos ein- und aussteigen. Per Gesetz ist vorgeschrieben, dass neu gebaute Haltestellen barrierefrei sein müssen.
Und auch der Umbau bestehender Stationen wird vorangetrieben. Bis Ende des nächstes Jahres etwa soll die Situation auf den Linien U79 (zwölf Haltekanten) und 835/836 (28) verbessert werden.
Außerdem wurde eine Prioritätenliste erstellt. Demnach sollen bis 2013 die Haltestellen entlang der Linien U74/U77, 709 und 737 barrierefrei umgebaut werden. Auf Priorität 2 (Umbau nach 2013) stehen die Linien U78, 703/713 und 730.
Dass die Stadt dabei linienweise vorgeht, ist nicht unumstritten. Aus vielen Stadtteilen kommt die Forderung, insbesondere Haltestellen in der Nähe von Altenheimen und Krankenhäusern bevorzugt umzurüsten. Dennoch bleibt die Stadt bei ihrer Linie: "Denn es nutzt ja nichts, wenn man an einer Haltestelle einfach einsteigen kann, an den anderen Stationen aber nicht problemlos wieder aus dem Fahrzeug herauskommt", begründet Bernd Thomas.
Das meiste Geld freilich steckt die Stadt in den Ausbau der Infrastruktur. Dabei handelt es sich um bekannte Projekte, die bereits in Bau sind (Wehrhahn-Linie, Umbau der Schleife Benrath für Stadtbahn-Betrieb, Straßenbahnbeschleunigung auf der Graf-Adolf-Straße) oder deren Realisierung bald bevor steht (Verlängerung der U79 zur Uni, der 701 zum Dome und der 704 in den Medienhafen). Auch der neue Bahnsteig am Bilker Bahnhof für Regionalexpress-Züge scheint in trockenen Tüchern.
Einige Projekte stehen allerdings auf der Kippe: Zum einen die Messeumfahrung U80. Sie könnte dem Sparzwang zum Opfer fallen, weil es für einen Teil des geplanten Tunnels keine Landeszuschüsse gibt. Die Stadt müsste ihn aus der eigenen Tasche zahlen.
Und auch für die Reaktivierung der Ratinger Weststrecke durch die Deutsche Bahn stehen die Zeichen schlecht: Sie steht beim Land offenbar nicht mehr oben auf der Prioritätenliste.