Nasser Sommer: Jetzt droht eine Stechmücken-Invasion
Sobald es wärmer wird, schlüpfen die Insekten in Scharen. Selbst in der City ist niemand sicher.
Düsseldorf. Noch ist draußen Regenwetter angesagt. Was vielen Düsseldorfern zunehmend auf die Nerven geht, hat allerdings auch einen angenehmen Nebeneffekt: Derzeit sind zwischen Angermund und Garath kaum Stechmücken unterwegs. Doch das dicke Ende kommt erst noch: Sobald sich wieder mehr die Sonne zeigt und die Temperaturen wieder steigen, droht die große Insekten-Invasion. „Wenn es über einen längeren Zeitraum kühl ist, wie in diesem Sommer, dann entwickeln sich die Larven nur langsam“, erklärt Professor Heinz Mehlhorn, Zoologe und Parasitologe an der Heine-Uni (Foto). Statt wie üblich nach 17 Tagen, schlüpfen die Mücke dann erst nach bis zu 40 Tagen.
Bis es wärmer wird, überdauern die Larven in nicht-fließenden Gewässern wie ruhigen Rhein-Armen. Die größten zusammenhängenden Brut-Gebiete im Raum Düsseldorf befinden sich in den Naturschutzgebieten in der Urdenbacher Kämpe sowie auf der Ölganginsel vor der Neusser Hafeneinfahrt — und im Norden in den Seen rund um den Flughafen (Angermunder Baggersee etc.). Aber auch in der City ist man nicht sicher vor den Biestern: Sie brüten auch in Regenfässern oder im heimischen Gartenteich. „Es reicht der Blumenuntersetzer mit ein wenig Wasser, damit sich Larven entwickeln können“, sagt Mehlhorn.
Ab Dienstag soll das Wetter nun besser werden: Kein Regen und Temperaturen, die sich mehr nach Sommer anfühlen. Optimale Voraussetzungen also, damit die Mücken explosionsartig schlüpfen können. Statt wie sonst über Wochen verteilt, schlüpfen dann mehrere Generationen der Plagegeister auf einmal — und haben Hunger.
Das gilt auch für andere Insekten: Bremsen und Zecken mögen es lieber warm. Und Wespen fliegen nicht gerne bei Regen — erst wenn es trocken ist, machen sie sich auf Nahrungssuche.
Mücken stechen übrigens bevorzugt diejenigen, die sie gut riechen können. Sie stehen auf Körperdüfte wie Ammoniak oder verschiedene Fettsäuren. Auch ausgeatmetes Kohlenstoffdioxid haben sie zum Stechen gerne.
Die Bösen sind — wie so oft im Tierreich — die Weibchen. Sie brauchen Blut, um Eier zu bilden. Die Männchen sind ganz friedliche Zeitgenossen. Nach ihrem Dasein als Larve beginnt für die Mücke ein vier- bis sechswöchiges Leben, indem sie für viele juckende Stiche sorgen kann. Als Schutz empfiehlt Mehlhorn Abwehrmittel, die auf die Haut aufgetragen werden: „Damit tarnen wir unseren Geruch.“ Im heimischen Garten sind Frösche empfehlenswert — sie fressen so manche Larve.
Größere Vernichtungsaktionen wie sie an anderen Regionen am Rhein gestartet werden, etwa im hessischen Ried, gibt es hierzulande übrigens nicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil unter Experten umstritten ist, ob der Eiweiß-Wirkstoff, der die Mücken-Brut töten soll und zum Teil sogar aus Hubschraubern abgeworfen wird, tatsächlich umweltfreundlich ist.