Polizei setzt auf Schockeffekt
Immer mehr junge Fußgänger verunglücken auf den Straßen. Laut Statistik gibt es einen Anstieg um 60 Prozent.
Düsseldorf. Auf dem Pflaster der Eisenstraße Richtung Oberbilker Markt klebt Blut. Auf die Steine aufgesprüht die Silhouette eines Kindes, daneben liegen kleine Schuhe, ein Polizist dokumentiert das Geschehen. Leute bleiben fragend stehen und schauen sich die Szene an. Ein tragischer Autounfall mit Todesfolge in Oberbilk? Zum Glück nicht. Im Rahmen des Aktionstages „Fußgängersicherheit“ hat das Verkehrsunfallaufnahmeteam der Düsseldorfer Polizei einen fiktiven Unfallort aufgebaut, will durch die drastische Szene die Autofahrer in der Eisenstraße zum Nachdenken bringen.
„Da die Repressionen nicht immer helfen, machen wir mit dieser Szene deutlich, was alles passieren kann“, sagt Wolfgang Tillmann, Leiter der Verkehrsinspektion 1. Was den Polizisten besonders wütend macht: „Die Autofahrer verhalten sich teilweise krass, an Schulkindern, die mit Warnwesten am Zebrastreifen stehen, wird mit 50 km/h vorbeigefahren.“ Die Zahl der verunglückten Jugendlichen ist im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen, 65 Kinder unter 15 Jahren sind als Fußgänger Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Das bedeutet eine Steigerung von 18 Prozent. Zeit zu handeln: Stadt, Polizei, Rheinbahn und Verkehrswacht informieren gestern die Fußgänger rund um den Oberbilker Markt in Sachen Verkehrssicherheit. Verkehrskadetten verteilen Flyer, Plakate und eine Anzeigetafel warnen vor der Unfallgefahr, die Rheinbahn erklärt die Straßenbahnampeln.
Susanne Rossi bleibt mit ihrem Sohn Leon stehen und betrachtet eine Übersicht zu Verkehrsunfällen am Oberbilker Markt: „Ich finde die Aktion gut, mein Sohn kommt bald in die Schule und ich erkläre ihm gerade den Straßenverkehr.“ Da gibt es einiges zu beachten: „Man sollte sich hier an Ampeln nie auf das grüne Licht verlassen“, sagt die Oberbilkerin. Sohn Leon bekommt unterdessen als kleine Motivationshilfe eine Stoffmaus von Wolfgang Tillmann geschenkt. Die Kampagne Verkehrssicherheit macht drei bis vier solcher Aktionen im Jahr. „Wir kommen mit den Leuten in Kontakt und erfahren Verbesserungsvorschläge“, sagt Tillmann. Ziel der Kampagne ist, mit Aufklärungsarbeit die Unfallzahlen mit Fußgängern zu reduzieren.
Bis zum Juli verunglücken schon 1760 Personen bei Verkehrsunfällen, darunter 278 Fußgänger. Tendenz — im Vergleich zum Vorjahr — steigend. Düsseldorf hat zudem eine höhere Unfallhäufigkeit als andere Großstädte. Woran das liegt? Darüber rätseln die Verantwortlichen selber. Immerhin sinkt die Zahl der Unfälle am Oberbilker Markt nach den Umbauarbeiten an der Verkehrsführung. Am ehemaligen Unfallschwerpunkt der Stadt gibt es ein Fünftel weniger Zusammenstöße als im Vorjahr.