Nazi-Codes auf Kennzeichen
Rechtsextreme nutzen Nummernschilder, um ihre Gesinnung auszudrücken.
Düsseldorf. Rechtsextreme erkennt man heute nur noch schwer auf den ersten Blick. Springerstiefel und Bomberjacken haben ausgedient. Glatzen sind längst nicht mehr obligatorisch. Um ihre Gesinnung dennoch auszudrücken, benutzen die extremen Nationalisten Codes, die sich nicht nur auf szenetypischen T-Shirts und Bannern finden lassen, sondern tagtäglich auch auf Düsseldorfs Straßen.
Für ihre Botschaften instrumentalisieren sie Nummernschilder: Besonders beliebt sind die Initialen Adolf Hitlers (AH) oder die Buchstabenkombination "HH", die für "Heil Hitler" steht. Dieser Hitlergruß kann auch durch die Zahl 88 dargestellt werden. Sie steht für den achten Buchstaben im Alphabet und somit wieder für "HH". Nach demselben Prinzip funktioniert auch die Zahl 18. Sie verweist auf die Initialen Hitlers. Ein weiterer möglicher Code ist der Geburtstag Hitlers, der 20. April. "Uns ist diese Problematik bekannt", bestätigt Martin Oehme von der Düsseldorfer Zulassungsstelle.
Entsetzt hat sich WZ-Leser Hans Ebke an uns gewandt, nachdem er auf der Straße ein Fahrzeug mit einer für ihn eindeutigen Kombination entdeckt hat.
Die WZ hat auf der Internetseite der Düsseldorfer Zulassungsstelle den Test gemacht. Welche Kombinationen sind in der Stadt zu haben? Die erschreckende Bilanz: Fast alle Kennzeichen mit den gängigsten Codes sind bereits vergeben ("Keine freien Kennzeichen gefunden"), darunter z.B. AH-1933, HH-88, AH-1888, AH-204. Lediglich zwei der jetzt getesteten Kombinationen sind noch frei.
Solche Kennzeichen, die Nazi-Codes enthalten könnten, nicht auszugeben liegt im Ermessensspielraum der jeweiligen Zulassungsstelle. "Wir versuchen aber, die Kennzeichen generell so unkritisch wie möglich zu halten", sagt Martin Oehme von der Zulassungsstelle. Dennoch darf ein unliebsames Nummernschild nicht einfach abgeschraubt werden. "Wenn ein problematisches Kennzeichen an uns zurückgeht, haben wir die Möglichkeit, es nicht wieder auszugeben." Dies behalte seine Behörde sich auch durchaus vor.
Mit einem Runderlass der Bundesregierung von 1985 wurden bereits sechs strittige Buchstabenkombinationen von den Kennzeichen verbannt: SS, SA, KZ, NS, HJ und KP. Anlass dafür sind die damit verbundenen Erinnerungen an das nationalsozialistische Deutschland. Die Abkürzung für die Kommunistische Partei (KP) steht auf der verbotenen Liste, weil es sich bei ihr um eine verfassungswidrige Organisation handelt.